BRIEFE
Notfallbehandlung: Die Realität


Und die Realität? Nach der Arbeit in mehreren Krankenhäusern der Grund- bis hin zur nichtuniversitären Maximalversorgung sehen ich und meine dort tätigen ärztlichen Kollegen die Situation gänzlich anders. Für die meisten der operativ tätigen Kollegen, ebenso wie für viele Kollegen der nichtoperativen Disziplinen, ist die Ambulanzarbeit irgendwo zwischen notwendigem Übel und Strafmaßnahme angesiedelt, chirurgische Assistenten wollen operieren, internistische und neurologische Assistenten streben auf die Intensivstation oder in die Funktionen. Die Notaufnahmen, welche zum allergrößten Teil mit Nichtfachärzten besetzt sind (soviel zum Thema „Facharztstandard“), werden somit aktuell nicht nur von Unerfahrenen, sondern zum großen Teil auch von denen versorgt, die zu diesem Zeitpunkt eigentlich lieber Koloskopien, Appendektomien oder Neurographien durchführen würden . . .
Die Schaffung eines Facharztes für Notfallmedizin ist unter den oben genannten medizinischen und wirtschaftlichen Bedingungen unausweichlich . . . Bleibt die Blockadepolitik der etablierten Gesellschaften wie sie ist, werden junge motivierte Kollegen mit Interesse an der klinischen Notfallmedizin mit den Füssen abstimmen und ihren Kollegen folgen, die bereits aus finanziellen oder hierarchischen Gründen ins Ausland abwandern, wenn ihnen im Inland keine entsprechende Perspektive angeboten wird . . .
Lars Lomberg, 40235 Düsseldorf
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