ArchivDeutsches Ärzteblatt PP5/2010Gesundheit und Maskulinität: Vorstellungen von Männlichkeit

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Gesundheit und Maskulinität: Vorstellungen von Männlichkeit

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LNSLNS Männer mit gesundheitlichen Beschwerden suchen wesentlich seltener einen Arzt oder Psychotherapeuten auf als Frauen. Dies könnte nach Meinung britischer Psychologen an verinnerlichten Vorstellungen von Männlichkeit liegen. Danach geben sich Männer nach außen stark und zeigen keine Schwächen. Sie dominieren fast alle Lebensbereiche und imponieren durch Statussymbole und riskante Verhaltensweisen, sie verstehen sich als Beschützer und Ernährer der Familie und befinden sich in ständigem Wettstreit mit anderen Männern. Ein „richtiger Mann“ zu sein, ist also gleichzusetzen mit einem ständigen Kampf ohne Rücksicht auf Verluste, schon gar nicht auf die psychische und körperliche Gesundheit. Die geringere Lebenserwartung des männlichen Geschlechts kommt daher nicht von ungefähr. Doch Männlichkeitsideale haben offenbar auch ihre guten Seiten. Zu dieser Erkenntnis gelangten die Wissenschaftler, indem sie 27 Londoner im Alter zwischen 18 und 21 Jahren befragten. Zur Männlichkeit gehörte für die jungen Männer unter anderem ein durchtrainierter, gesunder Körper. Dafür waren sie auch bereit, Sport zu treiben und auf Drogen, Alkohol und ungesunde Lebensweisen zu verzichten. Zudem zählte das Sporttreiben für die Befragten zu den sozial erwünschten und angesehenen „typisch männlichen“ Betätigungen. Sie glaubten, dass Sporttreiben ihre Männlichkeit derart eindeutig unter Beweis stelle, dass sie sich in anderen Bereichen „typisch weibliche“ Verhaltensweisen erlauben konnten, ohne an Ansehen zu verlieren. Daraus leiten die Wissenschaftler ab, dass sich Jungen und Männer am ehesten für gesundheitsförderliches Verhalten gewinnen lassen, wenn dieses, wie im Fall des Sports, mit verbreiteten Vorstellungen von Männlichkeit im Einklang steht. ms

De Visser R, Smith J, McDonnell E: „That’s not masculine“. Masculine capital and health-related behavior. Journal of Health Psychology 2009; 14(7): 1047–58.

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