ArchivDeutsches Ärzteblatt20/2010Körperscanner an Flughäfen: Pro und Kontra

AKTUELL: Akut

Körperscanner an Flughäfen: Pro und Kontra

Werr, Lisa

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LNSLNS Die Diskussion um die Einführung von Körperscannern an Flughäfen zur Optimierung der Sicherheit wird durch einen Artikel aus dem „British Medical Journal“ neu belebt. Wie Mahadevappa Mahesh von der Johns Hopkins University (Baltimore, USA) berichtet, seien Körperscanner mit Terahertzwellen oder mit Röntgenstrahlung medizinisch unbedenklich (2010; 340: 490–1). Die von Körperscannern ausgesendeten Terahertzwellen dringen nur wenige Millimeter in den Körper ein, erreichen also keine tiefer gelegenen Organe. Außerdem ionisieren sie, im Gegensatz zu Röntgenstrahlen, keine Moleküle, was als zellschädigend gilt. Die Strahlenbelastung bei Röntgenscannern sei sehr gering, sie betrage ungefähr 0,05 bis 0,1 Mikrosievert (μSv). Die Dosis eines Scans sei damit 1 000- bis 2 000-fach schwächer als eine medizinische Röntgenuntersuchung.

Prof. Dr. Rolf Michel, Vorsitzender der Strahlenschutzkommission Deutschland und ehemaliger Leiter des Zentrums für Strahlenschutz und Radiologie der Universität Hannover, sieht das Risiko für den menschlichen Organismus allerdings kritischer. Bei Röntgenscannern wurden – je nach Bauart – Belastungen bis zu sechs μSv pro Scan gemessen. Dies kann nach Einschätzung von Michel auf Dauer ein gesundheitliches Risiko für Vielflieger und das Flughafenpersonal bedeuten.

Michel beurteilt die passive Terahertzmethode, die nur die natürliche Strahlung des menschlichen Organismus erfasst und daraus ein Wärmebild erstellt, als völlig unbedenklich. Allerdings würden die Strukturen des Körpers damit nur unscharf dargestellt, was keinen Sicherheitsgewinn mit sich bringe; zudem würden Gegenstände umso schwerer erfasst, je mehr sie sich an die Körpertemperatur adaptiert hätten.

Bei der wesentlich genaueren, aktiven Terahertzmethode hingegen wird die Rückstreuung der ausgesendeten Strahlen gemessen. Diese Strahlenbelastung sei nicht ausreichend erforscht, sagte Michel. Die vom Körper absorbierte Strahlung führe zu biologischen Wechselwirkungen, die noch nicht abgeschätzt werden könnten.

Es gebe zwar das EU-Projekt THz-BRIDGE, bei dem durch Exposition von Terahertzstrahlung unter einer Stunde keine Schädigungen festgestellt worden seien, doch eine israelische Forschungsgruppe fand nach zweistündiger Bestrahlung Hinweise auf eine Störung der Chromosomenverteilung. „Dieses Ergebnis wurde allerdings noch nicht repliziert“, berichtete Michel dem Deutschen Ärzteblatt. Lisa Werr

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