

Wer wollte in Zeiten von Arbeitslosigkeit und Bildungskrise schon etwas gegen die Schaffung von mehr als 200 Arbeitsplätzen und „eine qualitativ hochwertige Bildung“ sagen? Wenn nicht genau diese Argumente geschickt als Werbeslogan für Gunter von Hagens’ „Plastinarium“ missbraucht würden, das Ende Mai im brandenburgischen Guben als „Anatomisches Kompetenzzentrum“ wiedereröffnet wurde. Sein Argument für die heftig umstrittene Zurschaustellung menschlicher Leichen – er spricht lieber von Plastinaten oder Ausstellungsstücken –, die „Demokratisierung der Anatomie“ ist gleich geblieben, sein Geschäftssinn scheint dagegen noch ausgeprägter geworden zu sein.
Denn im 3 000 Quadratmeter großen Kompetenzzentrum sieht der Besucher nicht nur wie bisher tote, präparierte Menschen, die telefonieren, Fußball spielen oder sogar Sex haben, nein, jetzt kann er das Gesehene auch mitnehmen. Nur dass es sich nicht um Postkarten aus einem Museumsshop handelt, sondern um menschliche Präparate, die zumindest „qualifizierten Nutzern“ wie Ärzten, Krankenhäusern oder Professoren vorbehalten sind. Aber auch für „normale“ Besucher hat von Hagens sich etwas ausgedacht, nämlich tierische Plastinate. „Es ist für jeden Geschmack etwas dabei“, sagte er der „Bild“-Zeitung.
Apropos Geschmack: Wer sich einen Veranstaltungssaal mit morbidem Charme wünscht, dem werden auch „besondere Events wie eine Hochzeit im Ambiente des Plastinariums für Medizinerbräute“ angeboten. Da vergeht einem endgültig der Appetit – selbst an einer Hochzeitstorte. Und geschmacklos ist noch ein zurückhaltendes Urteil für solch eine Art, mit Toten Geschäfte zu machen.