

Ergänzend zur oben genannten Arbeit sollten neben dem historischen Pawlow-Reflex auch genetische und epigenetische Signaltransduktionsmöglichkeiten diskutiert werden. Die Epigenetik erforscht, wie die Genexpression von außerhalb der Zelle gesteuert wird. Eine verzögerte Wundheilung kann durch psychischen Stress wie Ehekonflikt, Verzweiflung, Angst, Stress etc. verursacht werden (1). Sogenannte Placebowirkung wurde auch durch Ergebnisvergleich operierter und „scheinoperierter“ Patienten nachgewiesen. Ergebnis: kein Unterschied bei Debridement versus Kniegelenkspülung versus Placebo (2). Nicht eindeutig zu klären war die Tatsache, dass „Placebo“-Patienten zum Teil besser abschnitten als die operierten Gruppen. Es wird angenommen, dass die zahlreichen körpereigenen Signalsubstanzen, die sowohl vom Bewusstsein als auch von Emotionen epigenetisch gesteuert werden, erheblich die Physiologie des Heilungsprozesses beeinflussen können. Placebos sind in etwa 35 % der Behandlungsfälle wirksam. In einer Metaanalyse der Federal Drug Administration (FDA), wird die intrinsische Placebowirkung bei Antidepressiva mit 80 Prozent angegeben, in vier von 47 Studien erbrachten die Placebos bessere Ergebnisse als das Verum-Präparat (3). Insgesamt war der durchschnittliche Unterschied zwischen Placebos und medikamentösen Wirkstoffen klinisch nicht signifikant. Die Erkenntnisse der epigenetischen Forschungen zum Placeboeffekt sollten durchaus, wie in der Arbeit von Breidert und Hofbauer diskutiert, vorsichtig mit in das therapeutische Konzept einbezogen werden.
DOI: 10.3238/arztebl.2010.0568c
Prof. Dr. med. Karl Friedrich Klippel
Lothringerstraße 16
28211 Bremen
E-Mail: prof.klippel@gmx.de
1. | Cahill L: B-androgene activation and memory for emotional events. Nature 1994; 371: 702. MEDLINE |
2. | Rossi E: The Psychobiology of Gene Expression. New York: Norton 2002; 236. |
3. | Kemperman G, Gage F: New nerve cells for the adult brain. In: Scientific American 1999; 280: 48. MEDLINE |
4. | Breidert M, Hofbauer K: Placebo: Missunderstandings and prejudices [Placebo: Missverständnisse und Vorurteile]. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(46): 751–5. VOLLTEXT |
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