PHARMA
Urologische Erkrankungen: Therapie der überaktiven Blase


Eine direkte Vergleichsstudie zwischen zwei Antimuskarinika hat ergeben: Das Medikament Fesoterodin mildert die Symptome deutlich effektiver als Tolterodin.
Anticholinergika haben bei der symptomatischen Therapie von überaktiver Blase und Dranginkontinenz einen hohen Stellenwert. Eine direkte Kopf-an-Kopf-Studie zwischen den Medikamenten Fesoterodin und Tolterodin hat jetzt ergeben, dass Fesoterodin (Toviaz®) bei der Milderung der Symptome deutlich wirksamer ist als Tolterodin (Detrusitol®).
An der randomisierten placebokontrollierten Multicenterstudie FACT nahmen 1 712 Patienten mit überaktiver Blase teil, die mindestens eine Dranginkontinenzepisode pro 24 Stunden und mindestens acht Miktionen pro Tag aufwiesen (BJU International 2009; 105: 58–66). Für zwölf Wochen erhielten die Patienten Fesoterodin (1. Woche 4 mg, dann 8 mg), Tolterodin (4 mg) oder Placebo. Etwa 80 Prozent der Studienteilnehmer waren weiblich; das Durchschnittsalter betrug 58 Jahre. Die Patienten litten im Mittel seit mehr als sieben Jahren an Symptomen der überaktiven Blase, und etwa die Hälfte von ihnen hatte bereits vor Studienbeginn Antimuskarinika eingenommen.
Primärer Endpunkt der auf Überlegenheit angelegten Studie war die Zahl der Dranginkontinenzereignisse über 24 Stunden im Vergleich zum Ausgangswert. Hier erwies sich Fesoterodin signifikant wirksamer als Tolterodin (p = 0,0172), wie Dr. med. Daniela Marschall-Kehrel (Frankfurt/Main) berichtete. Für die Patienten habe dies bedeutet, dass sie unter Fesoterodin deutlich mehr völlig kontinente Tage aufwiesen als unter der Vergleichssubstanz (64 Prozent aller Tage versus 57 Prozent), führte die Urologin aus.
Auch bei der Verringerung der Anzahl der Drangepisoden pro 24 Stunden und der Erhöhung des mittleren Miktionsvolumens zeigte sich Fesoterodin signifikant überlegen. Die bessere Wirksamkeit spiegelte sich auch im Patientenurteil wider. In der Patientenwahrnehmung des Blasenzustands, Drangwahrnehmungsskala, im Fragebogen zur überaktiven Blase und in der Beurteilung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität schnitt Fesoterodin signifikant besser ab als Tolterodin.
Fesoterodin 8 mg erwies sich auch in dieser Studie als gut verträglich. Die häufigste Nebenwirkung war wie auch unter Tolterodin die Mundtrockenheit, die aber nur sehr selten derart ausgeprägt war, dass sie einen Behandlungsabbruch begründete. Es traten so gut wie keine zentralen Nebenwirkungen auf, was durch die geringe Lipophilie der Substanz erklärt werden kann.
Maria Weiß
Pressekonferenz zur FACT-Studie, der ersten Head-to-head-Studie mit Überlegenheitsdesign zum Vergleich von Fesoterodin (Toviaz®) und Tolterodin (Detrusitol®) in der Therapie der überaktiven Blase, Berlin (unterstützt von Pfizer)
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