WORLD HEALTH SUMMIT
Millenniumsgipfeltreffen: Auch die Entwicklungsländer stehen in der Verantwortung


Die im Jahr 2000 von den Vereinten Nationen festgelegten Millenniumsziele zur Entwicklungspolitik müssen konsequenter durchgesetzt werden. Viele betreffen die globale Gesundheitsversorgung und stehen damit auch im Fokus des 2. World Health Summit in Berlin.
Zehn Jahre nach ihrem Beschluss, das Elend in den Entwicklungsländern bis 2015 drastisch abzubauen, bekräftigten 192 UN-Mitgliedstaaten in einer 31-seitigen Abschlusserklärung in New York, an ihren acht „Millennium-Entwicklungszielen“ (MDGs) festhalten zu wollen. Doch die Zwischenbilanz des Kampfs gegen Armut, Hunger, Krankheiten, Bildungsnotstand, Chancenungleichheit und Umweltzerstörung fiel gemischt aus. Es sind zwar Verbesserungen in einzelnen Bereichen zu verzeichnen, aber diese reichen längst nicht aus, um die selbst gesteckten Ziele bis 2015 umzusetzen.
„Wir sind zunehmend besorgt, dass das Millenniumsziel 5 – die Gesundheit der Mütter verbessern – am wenigsten fortgeschritten ist“, sagte Luis Sambo, Regionaldirektor für Afrika der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Sterblichkeitsrate bei Müttern ist zwischen 1990 und 2005 von 430 Todesfällen bei 100 000 Geburten auf 400 gefallen. Dies entspricht lediglich 0,4 Prozent weniger Todesfällen pro Jahr. Sambo wies auf die vielen Faktoren hin, die nötig seien, um die Überlebenschancen von Müttern und Kindern zu verbessern. „Dies umfasst Bemühungen zur Bekämpfung der Armut, den Zugang zu Bildung und Geschlechtergleichheit“, erklärte er. Dafür brauche es internationale Anstrengungen, nicht nur von den Regierungen, sondern auch von privaten Investoren und von Nichtregierungsorganisationen.
Die Sterblichkeitsrate von Kindern hat sich zwischen 1990 und 2008 zwar deutlich verringert: Die Mortalität von unter Fünfjährigen sank von 103 auf 65 je 100 000. So positiv diese Entwicklung auch ist – sie ist zu langsam, um bis 2015 eine Senkung auf circa 34 Todesfälle pro 100 000 zu erreichen.
Erfolgreicher verlief bisher die Bekämpfung von Aids und Malaria in den Entwicklungsländern. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen war in den letzten Jahren rückläufig. Die Mortalität und Morbidität von Malaria-Infektionen gehen sogar zurück. Es ist jedoch unklar, wie viel das UN-Engagement dazu beigetragen hat. Denn auch viele Nichtregierungsorganisationen und Stiftungen sind auf diesem Gebiet tätig.
Auf konkrete Finanzierungspläne konnte man sich in New York hingegen nicht einigen. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon forderte die reichen Staaten auf, an ihren Hilfszusagen gegenüber den Entwicklungsländern festzuhalten und ihr Versprechen, 0,7 Prozent der Bruttonationaleinkommen (BNE) für die Entwicklungshilfe bereitzustellen, einzuhalten. Bisher fallen die Zahlungen deutlich geringer aus. Deutschland verwendet beispielsweise nur 0,4 Prozent seines BNE für die Entwicklungshilfe. Die Geberländer forderten ihrerseits mehr Eigenverantwortung der Entwicklungsländer. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte, dass der Entwicklungsprozess in erster Linie in der Verantwortung der Regierungen der Entwicklungsländer liege: „Sie haben es in der Hand, ob Hilfe effizient erfolgen kann. Deshalb ist Unterstützung guter Regierungsführung genauso wichtig wie Hilfe selbst.“
Die Millenniumsziele sind nicht nur ein Thema für die Politik – auch Wissenschaft und Wirtschaft müssen mithelfen, um die MDGs zu erreichen. Aus diesem Grund werden sich auf dem 2. World Health Summit vom 10. bis 13. Oktober in Berlin mehrere Veranstaltungen mit der Umsetzung der MDGs befassen.
Dr. rer. nat. Marc Meißner