

Erst ab einer Radonkonzentration von 18 Nanocurie galt ein Heilwasser als radonhaltig. Bei der Inhalation war man in Kurorten mit einer Luftkonzentration von etwa 5 Nanocurie pro Liter noch eben zufrieden. Deshalb wurde mittels „Ausgasung des natürlichen Quellwassers“ bei Kuren unter Plexiglashauben auf Inhalationsplätzen nachgeholfen. Hauptindikation waren rheumatische Erkrankungen (1, 2).
In ihrer Arbeit (3) betont die Erlangen-Nürnberger Gruppe zwar zweimal, dass Emanationen in anderen als Uranbergwerken nicht Thema ihres Beitrages seien, sie fordert aber dennoch deren „sorgfältige Nutzen-Risiko-Abschätzung“. Wenn aber von ihnen „Radon neben dem Zigarettenrauchen als zweitwichtigste Ursache für Lungenkrebserkrankungen in der beruflich nicht exponierten Allgemeinbevölkerung“ eingeschätzt wird, sollte in einer Zeitschrift für Ärzte doch eine Stellungnahme zur kurmäßigen Behandlung mit Radon erwartet werden.
Wir spielten in meinem Geburtsort oft im „Radonstollen“, dessen Eingang im zweiten Weltkrieg zerstört worden war. Als Kinder, die im Weinanbaugebiet aufwuchsen, benutzten wir statt Taschenlampen Kerzen in der langen Höhle (bei hohen Kohlendioxidkonzentrationen erlischt die Kerzenflamme). Auf der höheren Schule lernten wir später, dass bei Vorbeiströmen von Quellwasser an radiumhaltigem Gestein (Ra 223/Halbwertzeit 1 600 Jahre) als erstes Zerfallsprodukt Radon (Rn 222) in ihm gelöst wird. Das Edelgas Radon mit einer Halbwertzeit von nur 3,28 Tagen sei nicht nur in Wasser und Blut sondern auch in Fett löslich. Abhängig von der Atemtechnik freiwilliger Testpersonen und der Umgebungstemperatur sind im Böcksteiner Thermalstollen bei Badgastein nach zweistündigem Aufenthalt zwischen 0,6 und 1,6 Picocurie je Milliliter Blut bestimmt worden.
DOI: 10.3238/arztebl.2010.0730a
Dr. med. Helmut Schlarb
Antoniusplatz 1
49661 Cloppenburg
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht
[Radon in Innenräumen: Ein in der umweltmedizinischen Diskussion unterschätzter Risikofaktor für Lungenkrebs]. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(11): 181–6. VOLLTEXT
1. | Dirnagl K: Die Technik der Radoninhalation. Naheland-Kalender 1984; 169–70. |
2. | Braunbehrens H v.: Über Radonkuren. Naheland-Kalender 1984; 171–2. |
3. | Schmid K, Kuwert T, Drexler H: Radon in indoor spaces—An underestimated risk factor for lung cancer in environmental medicine [Radon in Innenräumen: Ein in der umweltmedizinischen Diskussion unterschätzter Risikofaktor für Lungenkrebs]. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(11): 181–6. VOLLTEXT |
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