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Zunächst möchten wir den Autoren Anerkennung und Dank für ihren Beitrag aussprechen. Er zeigt das Risiko für Lungenkrebserkrankungen auf, wobei die Diskussion hauptsächlich auf eingeatmetes Radon fokussiert, das aus dem Erdreich in Gebäude und Wohnräume eindringt.

Hier sei auf eine weitere Krebsrisikoquelle hingewiesen, die in der öffentlichen Diskussion unseres Erachtens zu kurz kommt, nämlich die Freisetzung im Trinkwasser gelösten Radons. In Deutschland beträgt die mittlere Radonaktivität im Trinkwasser nur 6 Bq/L, regional aber auch 100 Bq/L und sogar über 1 000 Bq/L. Was passiert, wenn das gelöste Gas beispielsweise beim warmen Duschen in der Duschkabine freigesetzt und eingeatmet wird? Geht man einmal von 100 Bq/L aus, so steigt bei vollständiger Radonfreisetzung pro Liter verbrauchten Wassers die Aktivität in der Kabine um 100 Bq an (Aktivität bezeichnet die Zahl der radioaktiven Zerfälle pro Sekunde [1 Bq = 1 Zerfall pro Sekunde]. Für Expositionszwecke ist die Angabe in Bq/L oder Bq/m³ sinnvoll. [2]) Eine amerikanische Broschüre schockierte vor Jahren mit Werten von einigen kBq/m³, die nach 15 Minuten in der Duschkabine gemessen wurden – aufgrund des Rechenbeispiels durchaus plausibel. Ist das Risiko des beim Duschen eingeatmeten Radons, wie häufig behauptet, wirklich vernachlässigbar, insbesondere unter dem Aspekt, dass eine Durchlüftung der Kabine beim Duschen oft schwierig ist?

In der Küche führen sowohl die Dampfentwicklung als auch im Erdgas angereichertes Radon zu einer zusätzlichen Radonbelastung. Hier kann Lüften prinzipiell Abhilfe schaffen. In modernen Wohnräumen mit dicht schließenden Fenstern ist allerdings eine gründliche Durchlüftung zunehmend problematisch.

Es wäre begrüßenswert, wenn die Autoren des Artikels kurz ihre Sicht der Probleme zu „Radon in Duschkabinen“ und „mangelnder Luftaustausch in modernen Wohngebäuden“ darlegen könnten. Durch mangelnde Belüftung sind ja bereits andere Ursachen für Gesundheitsrisiken in die Schlagzeilen geraten, wie beispielsweise krankmachendes Wohnklima, Allergenanreicherung oder Schimmelpilzbildung.

DOI: 10.3238/arztebl.2010.0730b

Prof. Dr. rer. nat. Hermann Dertinger

Prof. Dr. med. Konrad Andrassy

Institut für Biologische Grenzflächen

KIT – Campus Nord (vormals Forschungszentrum Karlsruhe)

Postfach 3640

76021 Karlsruhe

E-Mail: hermann.dertinger@kit.edu

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

1.
Schmid K, Kuwert T, Drexler H: Radon in indoor spaces—An underestimated risk factor for lung cancer in environmental medicine
[Radon in Innenräumen: Ein in der umweltmedizinischen Diskussion unterschätzter Risikofaktor für Lungenkrebs]. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(11): 181–6. VOLLTEXT
1.Schmid K, Kuwert T, Drexler H: Radon in indoor spaces—An underestimated risk factor for lung cancer in environmental medicine
[Radon in Innenräumen: Ein in der umweltmedizinischen Diskussion unterschätzter Risikofaktor für Lungenkrebs]. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(11): 181–6. VOLLTEXT
2.http://www.gesundheitsamt.de/alle/umwelt/physik/strahl/ion/ra/rn

Der klinische Schnappschuss

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