

Der Hauptmangel der Publikation liegt in der fehlenden Erwähnung der Radioaktivität im Tabakrauch, die laut amerikanischer Strahlenschutzkommission mehr als 100 mSv Strahlenexposition der Lungen beim Raucher ausmacht. So sind auch Nichtraucher in Gebäuden, in denen geraucht wird, einer erheblichen Strahlenexposition ausgesetzt. Ferner wird auch die erhebliche Plutoniumemission durch Kohlekraftwerke als zusätzlich denkbarer Einflussfaktor auf „Radon-Studien“ (und eigentlich wichtige Aufgabe der Arbeitsmedizin) nicht erwähnt.
In der zitierten Metaanalyse von Darby wurde bei lebenslangen Nichtrauchern das Risiko eines Lungenmalignoms im Alter von 75 Jahren bei Radon-Belastungen von 0,100 und 400 Bq/m³ mit 0,4 %, 0,5 % und 0,7 % angegeben beziehungsweise bei Zigarettenrauchern ein ungefähr 25-fach höheres Risiko von 10 %, 12 % und 16 %. Bei Nichtrauchern besteht zwischen einer Exposition von 0 und 100 Bq/m³ ein Unterschied von nur
0,1 %. Die Autoren berichten von einer durchschnittlichen Radonbelastung in Deutschland von lediglich 49 Bq/m3 (bereits die natürlichen Außenluftwerte schwanken laut Bundesamt für Strahlenschutz bis 80 Bq/m³), womit ein relevanter Einfluss bei Nichtrauchern nicht mehr nachweisbar und auch die Rolle als relevantes Co-Karzinogen bei Rauchern fraglich ist.
Was die angeblich lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung angeht, so vermisse ich eine Diskussion darüber, warum im Iran mit einer natürlichen Strahlenexposition der Bevölkerung von bis zu 200 mSv (hierzulande sind es zwischen 1 und 6 mSv) keine erhöhte Malignominzidenz festgestellt wurde.
Die geforderten Maßnahmen im Hausbau stehen in keiner Relation zur Bedrohung durch Radon. Besser sollten die Mittel hierzu in Raucherentwöhnungsprogramme fließen, auch wenn dies mit zusätzlichen finanziellen Anstrengungen, geringeren Tabaksteuereinnahmen, einer fehlenden Stimulation der Bauwirtschaft und einer höheren Belastung der Rentenkassen durch eine relevant zunehmende Lebenserwartung verbunden wäre.
DOI: 10.3238/arztebl.2010.0731a
PD Dr. med. Ernst Eising
Elper Weg 66
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Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.
[Radon in Innenräumen: Ein in der umweltmedizinischen Diskussion unterschätzter Risikofaktor für Lungenkrebs]. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(11): 181–6.
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