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Die lebhafte Resonanz, die unser Artikel (1) gefunden hat, bestätigt unsere Einschätzung, dass das Problem der Radonbelastung in Innenräumen in der aktuellen umweltpolitischen Diskussion in Deutschland stärker berücksichtigt werden muss.

Ziel unseres Artikels war, möglichst umfassend die Problematik der Radonbelastung in Innenräumen aus umweltmedizinischer Sicht darzustellen. Die radioaktive Belastung durch Emissionen aus Kraftwerken, die radioaktive Belastung von Tabakblättern oder die Radioaktivität im Iran waren nicht Gegenstand unseres Artikels und hätten den verfügbaren Rahmen gesprengt.

Die Anwendung von Radon im Rahmen der Radonbalneologie erfordert, wie jede ärztliche Therapiemaßnahme, eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abschätzung unter streng wissenschaftlichen Kriterien. Dieses Thema würde jedoch einen eigenständigen wissenschaftlichen Artikel erfordern.

Herrn Kollegen Dr. Schlarb sei der Hinweis gegeben, dass die Einheit Curie mittlerweile durch Becquerel ersetzt wurde, wobei ein Curie 37 Gigabecquerel entsprechen. Radonaktivitätskonzentrationen im „Heilwasser“ liegen üblicherweise zwischen 1,5 und 181 MBq/m3 Wasser. Die Freisetzung von Radon aus Thermalquellenwasser kann zu Aktivitätskonzentrationen in der unmittelbaren Umgebungsluft von bis zu 100 000 Bq/m3 führen, Konzentrationen die auch in Stollen zur Radoninhalationstherapie vorgefunden werden (2).

Auf mögliche Belastungen durch Radon in Trinkwasser und Erdgas hatten wir hingewiesen. Die geschätzten Mittelwerte für die Radonkonzentrationen im Wasser liegen für die westdeutschen Bundesländer im Bereich von 400 bis 4 000 Bq/m3 (2). Bei entsprechender Radonbelastung des Trinkwassers kann, zum Beispiel beim Duschen, eine relevante Exposition möglich sein. Durch die gewöhnliche Aufenthaltsdauer in engen Duschkabinen dürfte jedoch der Beitrag zur Gesamtbelastung limitiert sein.

Der mangelnde Luftaustausch in modernen Wohngebäuden spielt in der Umweltmedizin eine wichtige Rolle. Hierbei können sich viele Schadstoffe (nicht nur Radon) in Innenräumen anreichern. Es besteht deshalb ganz klar die umweltmedizinische Forderung, in aus energetischen Gründen weitgehend abgedichteten Gebäuden für eine ausreichende Luftwechselrate zu sorgen, gegebenenfalls durch technische Belüftung.

Bezüglich des Leserbriefes von Herrn PD Dr. Eising sei festgehalten, dass die von uns zitierten epidemiologischen Abschätzungen unter Berücksichtigung des Rauchverhaltens durchgeführt wurden. Im Haupt- und Nebenstromrauch findet man bereits eine große Anzahl hochpotenter chemischer Kanzerogene (3). Die Strahlenbelastung durch radioaktive Isotope wie beispielsweise Polonium-210 in Tabakblättern, und damit im Tabakrauch, wird dabei ebenfalls zur krebserzeugenden Wirkung beitragen (4, 5).

Nach sorgfältiger Prüfung der wissenschaftlichen Literatur steht für uns jedoch außer Frage, dass Radon in Innenräumen ein eigenständiger Risikofaktor für Lungenkrebserkrankungen ist. Gerne unterstützen wir die Forderung von Herrn PD Dr. Eising nach Raucherentwöhnungsprogrammen, da aktives Zigarettenrauchen eindeutig der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs ist. Das Eine zu tun, darf jedoch nicht bedeuten, das Andere zu lassen. Wir bedanken uns ausdrücklich bei Herrn Dr. Shannoun für seinen Hinweis auf das aktuelle Handbuch zu Radon in Innenräumen und das internationale Radonprojekt der Weltgesundheitsorganisation. Wir sind mit ihm einer Meinung, dass hinsichtlich der Radonbelastung in Innenräumen Interventionen notwendig sind.

DOI: 10.3238/arztebl.2010.0732

PD Dr. med. Klaus Schmid

Prof. Dr. med. Hans Drexler

Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin

der Universität Erlangen-Nürnberg

Schillerstraße 25

91054 Erlangen

E-Mail: klaus.schmid@rzmail.uni-erlangen.de

Prof. Dr. med. Torsten Kuwert

Nuklearmedizinische Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg

Krankenhausstraße 12

91054 Erlangen

Interessenkonflikt

Prof. Kuwert erhielt Vortragshonorare von der Firma Siemens Medical Solutions.

Prof.PD Dr. Schmid und Prof. Drexler erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

1.
Schmid K, Kuwert T, Drexler H: Radon in indoor spaces—An underestimated risk factor for lung cancer in environmental medicine
[Radon in Innenräumen: Ein in der umweltmedizinischen Diskussion unterschätzter Risikofaktor für Lungenkrebs]. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(11): 181–6. VOLLTEXT
2.
Strahlenschutzkommission: Radon und Lungenkrebs. In: Veröffentlichungen der Strahlenschutzkommission Band 62: Einfluss der natürlichen Strahlenexposition auf die Krebsentstehung in Deutschland. Berlin: H. H. Hoffmann GmbH Fachverlag 2008; 116–66.
3.
Greim H, Deutsche Forschungsgemeinschaft: Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe (ed.): Passivrauchen am Arbeitsplatz; Änderung krebserzeugender Arbeitsstoffe. Weinheim: WILEY-VCH 1999; 1–36.
4.
Winters TH, DiFrenza J: Radioactivity and lung cancer in active and passive smokers. Chest 1983; 84: 653–4. MEDLINE
5.
Muggli ME, Ebbert JO, Robertson C, Hurt RD: Waking a sleeping giant: the tobacco industry’s response to the polonium-210 issue. Am J Public Health 2008; 98: 1643–50. MEDLINE
1. Schmid K, Kuwert T, Drexler H: Radon in indoor spaces—An underestimated risk factor for lung cancer in environmental medicine
[Radon in Innenräumen: Ein in der umweltmedizinischen Diskussion unterschätzter Risikofaktor für Lungenkrebs]. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(11): 181–6. VOLLTEXT
2.Strahlenschutzkommission: Radon und Lungenkrebs. In: Veröffentlichungen der Strahlenschutzkommission Band 62: Einfluss der natürlichen Strahlenexposition auf die Krebsentstehung in Deutschland. Berlin: H. H. Hoffmann GmbH Fachverlag 2008; 116–66.
3.Greim H, Deutsche Forschungsgemeinschaft: Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe (ed.): Passivrauchen am Arbeitsplatz; Änderung krebserzeugender Arbeitsstoffe. Weinheim: WILEY-VCH 1999; 1–36.
4.Winters TH, DiFrenza J: Radioactivity and lung cancer in active and passive smokers. Chest 1983; 84: 653–4. MEDLINE
5.Muggli ME, Ebbert JO, Robertson C, Hurt RD: Waking a sleeping giant: the tobacco industry’s response to the polonium-210 issue. Am J Public Health 2008; 98: 1643–50. MEDLINE

Der klinische Schnappschuss

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