BRIEFE
Allgemeinmedizin: Politiker und Funktionäre sind gefordert


Das Engagement für uns Hausärzte und unseren Nachwuchs durch die beiden Professoren Gerlach und Donner-Banzhoff ist ohne Zweifel besonders bewundernswert und verdient höchste Anerkennung. Es ist sehr schwierig geworden, den ärztlichen Nachwuchs für das Fach Allgemeinmedizin zu begeistern. Das ist auch kein Wunder. Unseren Ärztefunktionären, Krankenkassenvorständen und einer Vielzahl von Politikern ist es über Jahrzehnte hervorragend gelungen, den Beruf des Hausarztes nicht nur schlechtzureden, sondern auch den Allgemeinärzten – in vielen Bereichen ihrer täglichen Arbeit – die notwendigen Qualifikationen abzusprechen. Und nun wundern sich alle darüber, dass keiner der jungen Mediziner mehr Hausarzt werden möchte . . .
Es werden Milliarden Honorare hin- und hergeschoben, während uns (Haus-)Ärzten immer weniger bleibt. Eine Reform jagt die nächste, und die Gesundheitspolitiker waschen ihre Hände in Unschuld.
Und für alle Beteiligten ist es nahezu selbstverständlich, dass jeder immer ganz genau weiß, wie unsere Arztpraxen zu führen sind und wie wir Ärzte zu arbeiten haben. Sie wissen alle ganz genau, was die Patienten wünschen, was im niedergelassenen Bereich richtig und falsch ist und wie erfolgreiche Medizin betrieben werden muss.
Und bei all diesen Problemen werden zwei wesentliche Personengruppen völlig ignoriert – die Patienten und die Mitarbeiterinnen der Praxis.
Wie kann man unter diesen Voraussetzungen den jüngeren Kollegen überhaupt dazu raten, sich für die Allgemeinmedizin zu entscheiden? Wie kann man dem Nachwuchs ruhigen Gewissens empfehlen, sich als Hausarzt niederzulassen? Ich denke, unter den derzeitigen Bedingungen sollte man sich kollegial verhalten und keinem der jüngeren Kollegen raten, sich als Hausarzt niederzulassen . . .
Unsere Aufgabe als Ärzte ist, die Patienten ordentlich zu versorgen und nicht, die Suppe auszulöffeln, die uns andere eingebrockt haben. Wenn es an Nachwuchs fehlt, sind in erster Linie Politiker und Funktionäre gefordert. Und zwar so, dass sie die Arbeitsbedingungen für uns Ärzte wieder erträglich machen. Und dann wird auch der Nachwuchs wieder die Allgemeinmedizin als erstrebenswertes Fach ansehen.
Dr. med. Matthias Frank, 76187 Karlsruhe