ArchivDeutsches Ärzteblatt44/2010Kairo: Kirchen, Märkte und Moscheen

KULTUR

Kairo: Kirchen, Märkte und Moscheen

Heubeck, Rainer

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS

„Wer Kairo nicht gesehen hat, hat die Welt nicht gesehen.“ Der Satz aus Tausendundeiner Nacht gilt bis heute.

Stau, Chaos, Hitze – die ägyptische Hauptstadt Kairo verbinden viele Reisende nicht unbedingt mit Urlaubsfreude. Doch der 17-Millionen-Einwohner-Moloch am Nil hat auch eine andere Seite: schicke Boutiquen, verwinkelte Basarviertel und museale Pracht. Vor allem aber bietet Kairo eine Fülle von religiösen Stätten, die zeigen, dass sich Christen, Juden und Muslime hier über viele Jahrhunderte den Lebensraum teilten.

Die Al-Moallaka- Kirche (v. l.) ist der heiligen Maria gewidmet. Sie thront oberhalb eines römischen Forts. Im Khan-El-Khalili- Basar duftet Kairo nach Apfel- und Pfirsicharoma. Der Blauen Moschee in Istanbul nachempfunden ist die Muhammad-Ali-Moschee in der Kairoer Zitadelle. Fotos: Rainer Heubeck
Die Al-Moallaka- Kirche (v. l.) ist der heiligen Maria gewidmet. Sie thront oberhalb eines römischen Forts. Im Khan-El-Khalili- Basar duftet Kairo nach Apfel- und Pfirsicharoma. Der Blauen Moschee in Istanbul nachempfunden ist die Muhammad-Ali-Moschee in der Kairoer Zitadelle. Fotos: Rainer Heubeck

Obgleich Ägypten seit Mitte des siebten Jahrhunderts ein islamisches Land ist, gilt Kairo als Zentrum des koptisch-christlichen Glaubens. Nirgendwo zeigt sich dies deutlicher als in der Sankt-Sergius-Kirche im koptischen Viertel. Angeblich wurde die Kirche, die den Märtyrern Sergius und Bacchus gewidmet ist, im fünften Jahrhundert über einer Höhle errichtet, in der sich Maria und Josef samt Jesuskind versteckt hielten, nachdem sie vor Herodes nach Ägypten geflohen waren.

Nur wenige Schritte von dort entfernt, findet man die Ben-Ezra-Synagoge, die bis zum achten Jahrhundert ebenfalls eine koptische Kirche war, aber später umfunktioniert wurde. Die Synagoge, die 1910 neu errichtet wurde, ist für ihr umfassendes Pergamentenarchiv bekannt.

In der Kairoer Zitadelle befindet sich die Muhammad-Ali-Moschee mit ihren 80 Meter hohen Bleistiftminaretten. Sie ist nach Muhammad Ali Pascha benannt, dem Gründer des modernen Ägypten, und wurde 1857 fertiggestellt. Ihr Fußboden ist mit dicken, roten Teppichen ausgelegt. Die mehr als 50 Meter hohe, mit Gold verzierte Hauptkuppel hat einen Durchmesser von gut 20 Metern.

Viele Besucher nähmen sich viel zu wenig Zeit für die ägyptische Metropole, meint Amir El-Atma. „Die meisten Gäste besuchen nur die Pyramiden und nehmen sich allenfalls noch einen weiteren Tag für das Ägyptische Museum, die Zitadelle und den Khan-El-Khalili-Basar“, sagt der Touristenführer, der in München Kunstgeschichte und Ethnologie studiert hat. „Dabei gibt es so viel mehr, was sich zu besichtigen lohnt.“ Aber dafür braucht man Zeit – und zuweilen auch Geduld, denn wenn man in Kairo im Stau steht, kann das durchaus dauern. Wer jedoch von der Zitadelle hinunterspaziert zum Saladinplatz, stößt dort auf zwei prachtvolle Moscheen: die 150 Meter lange Sultan-Hassan-Moschee und – direkt gegenüber – die von 1867 bis 1912 erbaute El-Rifai-Moschee, in der sich die Gräber des ägyptischen Königs Faruk und des letzten Schahs von Persien befinden.

Nach Kirchen und Moscheen wird es Zeit für eine Tasse Tee im Khan-El-Khalili-Basar. Hier riecht Kairo nach Apfel- und Pfirsicharoma und nicht nach Auspuffgasen. Gewürze, Kupfer- und Messingpfannen, Parfüms und Stoffe werden ebenso feilgeboten wie Kleider, Schmuck und Teppiche. Da vor allem Einheimische hier einkaufen, können Touristen durch die Gassen bummeln, ohne dass sich der Spaziergang in einen von aufdringlichen Händlern inszenierten Spießrutenlauf verwandelt. „Wer Kairo nicht gesehen hat, hat die Welt nicht gesehen“, heißt es im Buch „Tausendundeine Nacht“. Und wer nicht durch den Khan-El-Khalili-Basar geschlendert ist, der hat Kairo nicht gesehen.

Rainer Heubeck

Informationen: Ägyptisches Fremdenverkehrsamt, Kaiserstraße 64 a, 60329 Frankfurt am Main, Telefon: 069 252153, Fax: 069 239876.

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote