

Indikatoren zur Qualitätsbestimmung einer zentralen Notaufnahme (ZNA) sind zu begrüßen. Zur Bestimmung ihrer Tauglichkeit bedarf es des Vergleichs. Die Stichprobe der ZNA einer städtischen norddeutschen Klinik (Fischer/Konitzer; ZfA, abstract 93) zeigt vierfach höhere Patientenzahlen/Jahr und das gleiche Verhältnis von stationärer (2/3) zu ambulanter (1/3) Weiterbehandlung.
Das bei der von uns untersuchten ZNA beobachtete Zuweisungs- und Selbsteinweisungsverhalten erhöhte das Patientenaufkommen in den letzten fünf Jahren um 20 Prozent (Tendenz steigend). Die Zusammensetzung des Patientenaufkommens gleicht zunehmend der hausärztlichen Fälleverteilung nach Braun: auf 20 Prozent unspezifischer Diagnosen (Synkope, Thoraxschmerz, Brustschmerz, Atemwegsbeschwerden etc.) entfallen 80 Prozent der Beratungsanlässe (Pareto-Funktion). Der hausärztliche „Niederprävalenzbereich“ nutzt überwiegend das „abwartende Offenhalten“ und weniger die Kategorie „abwendbar gefährlicher Verlauf “ (Aufforderung zur Diagnoseerzwingung) als Handlungsanweisung gegenüber dieser Masse unklarer Beschwerdebilder (1).
Die Übertragung einer hausärztlichen Epidemiologie in den bisherigen „Hochprävalenzbereich“ der ZNA erzeugt eine Arbeitsverdichtung: dem „abwartenden Offenhalten“ zuzuordnende Beschwerdebilder unterliegen der maximalen Abklärung.
Diese Verschiebung der ZNA-Epidemiologie kann vordergründig zu „schlechterer Qualität“ führen. Die „diagnostische Übereinstimmung“ (dÜ) sinkt mit steigender Zahl an Fehlinanspruchnahmen, wenn initial als schwerwiegend eingestufte Beschwerden sich abschließend relativieren. Die „diagnostische Effizienz“ (dEff) sinkt dann auch wegen der niedrigeren dÜ und zeitlich aufwändiger Abklärung der Beschwerden.
Die dÜ und dEff bedürfen daher epidemiologisch fundierter Korrekturfaktoren, um der Epidemiologie „verhausärztlichter“ ZNAen gerecht zu werden. Die Umlenkung der Patienten-Fehlallokationen erfordert möglicherweise hausärztliches Engagement in der ZNA (2).
DOI: 10.3238/arztebl.2010.0794a
Matthias Konstantin Fischer
Interdisziplinäre Notaufnahme
Städtisches Klinikum Braunschweig
Salzdahlumer Straße 90
38126 Braunschweig
E-Mail: m.fischer@klinikum-braunschweig.de
Prof. Dr. med. Martin Konitzer
Akademische Lehrpraxis der MHH
Ferdinand-Wallbrecht-Straße 6–8
30163 Hannover
1: 24–5.
parameters and quality indicators in a medical emergency
department. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(15): 261–7.
VOLLTEXT
1. | Braun RN, Fink W, Kamenski G: Lehrbuch der Allgemeinmedizin. Horn/NÖ u. Wien: Verlag Berger 2007. |
2. | Konitzer M: Hausärzte in die Uni-Klinik? Hausarzt 2007; 1: 24–5. |
3. | Dormann H, Diesch K, Ganslandt T, Hahn EG: Numerical parameters and quality indicators in a medical emergency department. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(15): 261–7. VOLLTEXT |
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