Referiert
Ausbildung: Motive für die Wahl der Therapieverfahren


Warum wird man Psychotherapeut? Mit dieser Frage befassten sich deutsche Psychologen um Yvette Barthel von der Universität Leipzig. Sie befragten 343 Kandidaten (Mediziner und Psychologen) in analytischen, tiefenpsychologischen und verhaltenstherapeutischen Ausbildungsgängen zu ihren Motiven für die Ausbildung, zu generellen beruflichen Zielen und zur Zufriedenheit mit der Ausbildung. „Die Mehrzahl der Befragten war sich darin einig, dass psychotherapeutische Verfahren innerhalb des Studiums nicht ausreichend und inhaltlich ausgewogen dargestellt werden“, so Barthel und Kollegen. Als Hauptmotive für die psychotherapeutische Ausbildung nannten Kandidaten in analytischer und tiefenpsychologisch fundierter Therapie „persönliche Erfahrung“. Für künftige Verhaltenstherapeuten standen hingegen „Karrieremöglichkeiten und Akzeptanz im Gesundheitswesen“ im Vordergrund. Weibliche Kandidaten erhofften sich durch ihre berufliche Ausrichtung vor allem „Kontakt mit Menschen“, während Männern „berufliches Ansehen“ und eine „wissenschaftliche Tätigkeit“ wichtiger waren. Am zufriedensten mit der Ausbildung zeigten sich Kandidaten in analytischer Therapie, gefolgt von Kandidaten in Verhaltenstherapie und tiefenpsychologisch fundierter Therapie. Verhaltenstherapeuten in spe äußerten am ehesten das Bedürfnis nach einer weiteren psychotherapeutischen Ausbildung. Die Autoren fordern, dass die inadäquate Darstellung der einzelnen Therapieverfahren in medizinischen und psychologischen Studiengängen zugunsten einer ausgewogeneren Darstellung korrigiert wird. ms
Barthel Y et al.: Kandidaten in psychotherapeutischer Ausbildung. Zugang und Zufriedenheit. Forum der Psychoanalyse 2010; 26(1): 87–100.
Yvette Barthel, Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Abt. Medizinische Psychologie & Medizinische Soziologie, Philipp-Rosenthal-Straße 55, 04103 Leipzig, E-Mail: yvette.barthel@medi
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