

Es hilft nichts, derzeit bin ich auf dem (Schach-) Missionierungstrip, versuche also, die Wohltaten des „Königlichen Spiels“ zu verkünden. Im Allgemeinen wie im Besonderen, beispielsweise bei der Demenzverhütung.
Gute Nachrichten hierzu kommen aus Spanien, wo im Hospital Clínico von Valencia die Neuropsychologin Isabel de la Fuente mit ihren Mitarbeitern 120 Personen zwischen 55 und 87 Jahren, 75 Prozent davon zwischen 65 und 79, und nahezu alle Anfänger im Schach, in zwei Gruppen teilte: Die eine erhielt 1,5 Stunden wöchentlich Schachunterricht, die andere nahm an anderen Kursen teil. In der Schachgruppe kam es zu einer Steigerung der kognitiven Fähigkeiten um 65 Prozent, in der anderen Gruppe ergab sich keine Verbesserung.
Entsprechend haben Ärzte am Albert Einstein College of Medicine in New York herausgefunden, dass Schachspielen dem Morbus Alzheimer oder anderen Demenzformen vorbeugt – mit alleinig körperlichen Aktivitäten, so gut diese auch sein mögen, gelang dies nicht. Das „New England Journal of Medicine“ (2003) berichtet von den Versuchsergebnissen von Prof. Joe Verghese, wonach Schach das Risiko einer Demenz um 74 Prozent vermindern kann. Bemerkenswerterweise ist allerdings Tanzen genauso wirksam – nicht auszudenken, mit welcher Geistesfrische ein tanzender Schachspieler auf seinen 100. Geburtstag zustürmt.
Das mag dann sein wie beim Internationalen Meister Dr. Enrico Paoli aus Italien, der neben seinem Beruf als Lehrer viele Schachbücher schrieb, nahezu 50 Jahre das Turnier in seiner Heimatstadt Reggio Emilia organisierte und noch mit 96 Jahren bei Turnieren beachtlich abschnitt, oder wie beim in diesem Jahr mit 99 Jahren gestorbenen ungarischen Großmeister Andor Lilienthal, mit dem ich gemeinsam vor 14 Jahren bei einem Turnier in Wien die Partien der Weltelite kommentierte, wobei ihm wie eh und je kaum eine Kombination entging (er selbst führte seine Altersfrische indes ebenso – wenn auch mit schalkhaftem Lächeln – auf seine drei, jeweils wesentlich jüngeren Ehefrauen zurück, deren zwei er überlebte). Oder wie bei George Koltanowski, der noch mit 93 Jahren nicht nur die tägliche (!) Schachspalte im „San Francisco Chronicle“ betreute, simultan spielte und auf zwei nebeneinanderliegenden Schachbrettern „blind“, also ohne Ansicht der Bretter, die ominöse Springerwanderung schaffte, bei der der Springer alle 128 Felder bestreichen muss, ohne ein Feld zweimal zu betreten, und dabei noch für jedes Feld irgendwelche ausgefallenen Begriffe, die ihm die Zuschauer vorher zurufen konnten, aus dem Gedächtnis wiederholte.
Genug der Lobpreisungen, zur Relativierung ein kleiner Witz: Ein glühender Anhänger des Schachs trifft auf einen äußerst skeptischen und fragt diesen, natürlich rein rhetorisch: „Hast du schon einmal einen Schachspieler im Alter dement werden sehen?“ Und der Skeptiker: „Das vielleicht nicht – aber werden die im Allgemeinen nicht schon vorher verrückt?“
Nun aber zum nicht nur Demenz vorbeugenden, sondern auch spannenden letzten Ärzteturnier. Mit welcher Opferkombination errang Dr. med. Tobias Merk als Weißer einen Sieg verheißenden Vorteil, weil in etlichen Abspielen die schwarze Dame von Dr. med. Heinrich Faßhauer in die Bredouille kam?
Lösung:
Nach dem Läuferopfer 1. Lxc6! eroberte dessen Annahme mit 1. . . . bxc6 durch 2. Sc4 die schwarze Dame, weil deren einziger, scheinbar sicherer Rückzug 2. . . . Da6 sie wegen des Abzugsschachs 3. Sd6+! doch verliert: 3. . . . Lxd6 4. Dxa6. Seltsamerweise hätte auch 1. . . . Tb8 (besser 1. . . . Tc8) wegen 2. Sc4 Da6 3. Lb5! Dxb5 4. Sd6+! Lxd6 5. Dxb5 die Dame eingebüßt.