ArchivDeutsches Ärzteblatt48/2010Atommülllager Asse: Ungewöhnlich viele Leukämiefälle

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Atommülllager Asse: Ungewöhnlich viele Leukämiefälle

afp

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Ein ungewöhnlich gehäuftes Auftreten von Leukämie- und Krebsfällen im Umkreis des maroden Atommülllagers Asse in Niedersachsen hat Behörden und Kritiker in Aufregung versetzt. Das amtliche niedersächsische Krebsregister weist für die Region um die Asse bei Wolfenbüttel nach Angaben des niedersächsischen Gesundheits- und Sozialministeriums eine Verdopplung der Leukämieerkrankungsrate bei Männern auf. Dort wurden für die Jahre 2002 bis 2009 zwölf Fälle gezählt, obwohl statistisch nur 5,2 Fälle zu erwarten gewesen wären. Bei Frauen gibt es den Angaben zufolge lediglich eine „nichtsignifikante Erhöhung“. Allerdings sei die Erkrankungsrate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen verdreifacht.

Die Ursache für die Häufung von bestimmten Krebsfällen nahe der Asse ist bislang unklar. Nach Angaben des Gesundheits- und Sozialministeriums erfasst das Register nur anonymisierte Fälle. Über die Hintergründe der Erkrankungen, sei nichts bekannt, sagte ein Sprecher. Das werde jetzt weiter untersucht.

120 000 Fässer mit radioaktivem Müll lagern in dem ehemaligen Salzbergwerk Asse. Foto: dpa
120 000 Fässer mit radioaktivem Müll lagern in dem ehemaligen Salzbergwerk Asse. Foto: dpa

Das für die Überwachung des Lagers zuständige Umweltministerium in Hannover teilte mit, die Asse-Umgebung werde seit 1966 überwacht. Es habe bisher keinen „messbaren Eintrag von radioaktiven Stoffen“ in die Umwelt gegeben. Das Bundesamt für Strahlenschutz, das das Lager seit 2009 betreibt, betonte, dass von der Anlage laut Messungen keinerlei Gefahr für Mitarbeiter und Bevölkerung ausgehe.

Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW wertete die Häufung als Bestätigung für die Gefahr durch Atomanlagen. Sei seien „ein weiterer Beleg für den ursächlichen Zusammenhang von ionisierender Strahlung und einem erhöhten Krebs- und Leukämierisiko“. afp

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