

Chancen und Grenzen von Paarbeziehungen loten die aktuellen Filme aus – das Deutsche Ärzteblatt stellt alle vier Wochen eine Auswahl sehenswerter Neustarts vor.
DRAMA
Ab 23. Dezember:
Drei
In Berlin – wo auch sonst – ist Tom Tykwers Beziehungsexperiment angesiedelt: Simon (Devid Striesow) und Hanna (Sophie Rois) sind um die 40, leben seit circa 20 Jahren ziemlich glücklich zusammen und verlieben sich beide in denselben Mann. Adam (Sebastian Schipper) übt eine Faszination auf sie aus, die ihr Leben verändert. Die Darsteller, allen voran Devid Striesow, lassen die Sehnsüchte und Abgründe der Protagonisten lebendig werden. Auch helfen sie darüber hinweg, dass Tykwer, der die Geschichte nicht nur inszeniert, sondern auch verfasst hat, sich nicht allzusehr um die Plausibilität der Handlung schert und sie mit Themen von Afghanistan über Krebs bis Stammzellforschung und Sterbehilfe vollpackt.
Deutschland 2010, 119 Min. (FSK: 12)
Ab 30. Dezember:
Last Night
Last Night, der Debütfilm der iranisch-amerikanischen Regisseurin Massy Tadjedin, erzählt ebenfalls von Untreue und Verrat, die eine Beziehung ins Wanken bringen – die Geschichte spielt aber im stilvollen, reichen New York und Philadelphia und lockt mit internationalen Stars: Keira Knightley (Bild), Sam Worthington, Eva Mendes und Guillaume Canet.
USA/Frankreich 2009, 92 Min.
Ab 13. Januar 2011:
Satte Farben vor Schwarz
Um einen ganz anderen Paarkonflikt, den der zusammen alt gewordenen Eheleute Anita (Senta Berger) und Fred (Bruno Ganz), geht es in Sophie Heldmans Erstlingswerk: Sie sind plötzlich mit einer Krankheit, dem Prostatakrebs von Fred, konfrontiert. Anita denkt, als er öfters eine andere Wohnung aufsucht, er betrüge sie. Aber Fred will nur die Krankheit vor ihr geheim halten. Die Auseinandersetzung mit Alter und Tod, lebenslanger Liebe und dem Alleinsein in der Gemeinsamkeit lebt von der Qualität und Glaubwürdigkeit der beiden Hauptdarsteller.
Deutschland/Schweiz 2010, 85 Min.
Ab 27. Januar 2011:
Another Year
Und noch eine Paarbeziehung, diesmal von Altmeister Mike Leigh mit sehr präzisen Dialogen und stimmigen Bildern wunderbar in Szene gesetzt: Therapeutin Gerri und Geologe Tom sind ein harmonisches Mittelschicht-Ehepaar in London. Sie, ihre Freunde und Verwandten begleitet der Film mit leichter Hand durch die Jahreszeiten. Es ereignet sich wenig und doch viel bei dieser Tour d’Horizon durch den britischen Alltag. Aber man verlässt das Kino nachdenklich und beseelt.
Großbritannien 2010, 129 Min.
Dokumentation
Ab 23. Dezember:
Nostalgia de la Luz
Europäischer Dokumentarfilmpreis 2010 für die eindrucksvolle Parabel des chilenischen Regisseurs Patricio Guzmán: In der Atacama-Wüste im Norden Chiles beobachten chilenische und internationale Astronomen die ältesten Lichtphänomene unserer Zeit; am Fuße der Observatorien suchen die Familien der Opfer Pinochets in den Massengräbern nach den Überresten ihrer verschwundenen Angehörigen. Beide Gruppen beschäftigen sich mit der Vergangenheit, um Gegenwart und Zukunft besser verstehen zu können.
Frankreich/Chile 2010, 94 Min. (FSK: 12)
Ab 30. Dezember:
La Danse – das Ballett der Oper Paris
Der legendäre US-Dokumentarfilmer Frederick Wiseman (*1930) lehrte als Professor für Recht und Medizin an der Boston University, ehe er mit 37 Jahren Regisseur wurde. In seinen angenehm unaufdringlichen Chroniken unserer Gesellschaft, wie zum Beispiel „Hospital“ (1969) oder „Near Death“ (1989) über den Krankenhausalltag und den Umgang mit dem Sterben, zeigt er jeweils einen Ort oder eine Institution wie eine abgeschlossene Welt. Seinen neuen Film widmete er dem Ballett der Pariser Oper – dem leidenschaftlichen Engagement der Tänzer und dem Spagat zwischen schillernden Auftritten und dem Lebens- und Arbeitsalltag.
Frankreich/USA 2009, 158 Min.
Sabine Schuchart
DVD-Tipp
Die Geburt des Menschen
Der TV-Sender „National Geographic“ präsentiert in der Serie Planet Science aktuelle wissenschaftliche Themen. Nach „Faszination Erde“, „Phänomen Umwelt“ und „Geheimnis Universum“ erschien jetzt mit „Mythos Leben“ ein DVD-Dreiteiler zu den Ursprüngen der Menschheit, Darwins Evolutionstheorie und eventuellen Lebensräumen außerhalb der Erde. Disc 1 geht der bis heute nicht eindeutig geklärten Frage nach, wie sich auf einem ursprünglich unbelebten Planeten Leben entwickeln konnte. Anschauliche Computeranimationen illustrieren das Thema; Wissenschaftler weltweit werden zum Stand der Forschung befragt. Die zweite Disc beschäftigt sich mit Darwins Theorien des gemeinsamen Ursprungs allen Lebens und der natürlichen Selektion, wobei sich leider einige Wiederholungen zu ersten Disc ergeben. Auf Disc 3 wird erläutert, warum Leben auf Planeten wie Jupiter, Mars oder Venus für den Menschen unmöglich ist. Insgesamt: Sehr informativ.
Planet Science: Mythos Leben – Ursprünge und Zukunft der Menschheit, 150 Min., 3 DVDs, WVG-Medien, ca. 21 Euro