ArchivMedizin studieren1/2007Studiengebühren: Wohin mit dem Geld?

Studium

Studiengebühren: Wohin mit dem Geld?

Hibbeler, Birgit

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS
Foto: Keystone
Foto: Keystone
Universitäten in Niedersachsen und NRW erheben bereits allgemeine Studiengebühren. Weitere Bundesländer folgen. Doch wofür die Mittel ausgegeben werden sollen, ist zum Teil noch unklar. Während manch einer sein Leben lang vergeblich auf die sechs Richtigen im Lotto oder die Sofortrente der Glücksspirale hofft, sind im Herbst 2006 viele Universitäten in Niedersachsen und Nordrhein- Westfalen (NRW) zu Millionären geworden. Seit dem vergangenen Wintersemester hatten die Hochschulen in NRW die Möglichkeit, allgemeine Studiengebühren zu erheben. In Niedersachsen waren sie dazu sogar verpflichtet. Ab dem Sommersemester werden auch die Studierenden in Baden- Württemberg und Bayern zur Kasse gebeten.

An der Kölner Universität beispielsweise zahlten im Herbst alle Studienanfänger 500 Euro. Rund 1,5 Millionen Euro kamen dabei zusammen. Und ab dem Sommersemester wird der Rubel dann richtig rollen: Ausnahmslos alle Studierenden müssen dann zahlen. Eine plötzliche Lottomillion auszugeben, ist für die Gewinner in der Regel kein Problem. Manchmal ist das Geld schneller weg, als es den Glückspilzen lieb ist. Doch die Mühlen der Universitäten mahlen langsam. Eine Umfrage des Centrums für Hochschulentwicklung in Gütersloh kommt für die Hochschulen in NRW zu dem Schluss: Einige Universitäten hatten zu Beginn des Wintersemesters noch keine Ahnung, wie sie bereits eingezogene Gebühren verwenden wollten. Dieser Trend scheint sich fortzusetzen. Beispiel Duisburg-Essen: Obwohl die Hochschule ab dem Sommersemester Studienbeiträge erheben will, ist die Diskussion darüber, wie diese verwendet werden sollen, noch in vollem Gange. Janosch Stratemann vom Landes- ASten-Treffen NRW ist der Meinung, für die Hochschulen sei es gar nicht so einfach, die Gebühren einzusetzen. „Das ist ein großer Batzen Geld.“ Vielerorts müssten aber erst einmal Vergabekommissionen besetzt werden.

In Köln seien bereits „Sofortmaßnahmen“ angelaufen, berichtet Universitätssprecher Dr. Patrick Honecker. „Die Studierenden sollen schnell erkennen, dass sich was tut“, erklärt er. An der medizinischen Fakultät in Köln sollen Tutorien sowie der PC-Pool aufgestockt und das „skills lab“ weiter ausgebaut werden.

Nach einer Emnid-Umfage glauben mehr als die Hälfte der Hochschulrektoren, dass mit der Einführung von Studiengebühren die Länderbudgets für Forschung und Lehre gekürzt werden. Diese Befürchtung teilt Studentenvertreter Stratemann. Er ist zudem davon überzeugt, dass das Geld der Studierenden auch zum Stopfen von Haushaltslöchern verwendet wird. „Indirekt passiert das“, glaubt er.

„Studienbeiträge dürfen die bisherige Finanzierung von Studienangeboten nicht ersetzen“, erklärt die Universität Göttingen auf ihrer Homepage. Dort kamen im letzten Wintersemester eine Million Euro durch die Gebühren der Erstsemester zusammen. Im Sommersemester, wenn alle Studierenden zahlen, werden es 14 Millionen Euro sein. Angesichts solcher Summen ist damit zu rechnen, dass die Gebühren die Situation an den Universitäten kurzfristig verbessern können. Langfristig allerdings kann man davon ausgehen, dass sich die Länder mehr und mehr aus der Hochschulfinanzierung zurückziehen, und dann trotz der Beiträge eher der Status quo erhalten wird. Dr. med. Birgit Hibbeler

Informationen zum Aktionsbündnis gegen Studiengebühren:
www.abs-bund.de

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote