Studium: Die Frage
Wie haben Sie Ihren ersten Notfalleinsatz erlebt?


Foto: Visum
Bundestagsabgeordnete, SPD
„Meinen ersten Bereitschaftsdienst hatte ich während meiner Facharztweiterbildung zur Dermatologin in Leipzig. Es war ein 24-Stunden-Dienst an einem Neujahrstag. Das ist nun schon 37 Jahre her, dennoch kann ich mich noch sehr gut daran erinnern: Ich war schon am Silvestertag aufgeregt und hatte mir für alle Eventualitäten kleine Merkzettel gefertigt. Beruhigend war für mich, dass sehr erfahrene Krankenschwestern in der Ambulanz und auf den Stationen waren. Sie standen mir dann auch bei der Versorgung der Notfallpatienten zur Seite, die sich Verbrennungen durch Feuerwerkskörper zugezogen hatten.“
Foto: IPON
Bundestagsabgeordneter, CDU
„Mein erster Notfalleinsatz hat im Nachhinein mit dazu beigetragen, dass ich Intensivmediziner geworden bin: Als junger Medizinalassistent war ich neu auf einer Station der Inneren Medizin, als dort ein Patient mit Herzstillstand aus dem Zimmer gefahren wurde. Ein etwa zwei Jahre älterer Assistent hat ihn routiniert reanimiert und zu meiner großen Bewunderung einen Subclaviakatheter gelegt, nachdem ich keinen venösen Zugang gefunden hatte. Ich war begeistert und habe für mich das Fazit gezogen: Notsituationen, Reanimationen und das Legen von zentralen Zugängen muss man einfach beherrschen.“
Foto: BDC
Verantwortlicher für die Nachwuchsförderung beim Berufsverband Deutscher Chirurgen (BDC)
„Dramatisch und schlagkräftig! Als junger AiP habe ich einen unerwarteten Herzstillstand erfolgreich mit einem kräftigen präkordialen Fausthieb therapiert. Die Patientin hat überlebt.“
Foto: Deutscher Ärztinnenbund
Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes
„Ein Säugling wurde ohne Kommentar auf die Station gebracht, auf der ich kurz nach meinem Staatsexamen als Stationsärztin tätig war. Gerade hatte ich bei dem Kind, das Hautblasen aufwies, aber sonst keinen schwer kranken Eindruck machte, die übliche Blutabnahme beendet, als unerwartet der Chefarzt, der leitende Oberarzt und die Oberärztin das Patientenzimmer betraten. Sie inspizierten das Kind, diskutierten über die Varianten der Verdachtsdiagnose Epidermolysis bullosa (EB) und gerieten in Streit über die geeignete Therapie. Schließlich wandte sich der Oberarzt an mich: ,Haben Sie etwa das Kind berührt und Blut abgenommen? Dabei kann sich die Haut des Kindes ablösen! Sie sind schuld, wenn das Kind stirbt!’ Dann verließen alle ohne eine therapeutische Entscheidung den Raum. Kurz bevor ich spätabends die Klinik verließ, richtete mir die Oberärztin knapp aus, der Oberarzt entschuldige sich für seine Worte. Mit bangem Gefühl kehrte ich nach einer Woche Urlaub wieder an den Arbeitsplatz zurück – das Kind litt unter einer milden Verlaufsform der EB und war inzwischen entlassen worden. Jedoch: Das Abladen eines Konflikts der Führungsebene auf eine Berufseinsteigerin hat mich noch lange belastet."