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bvmd-Archiv: „Das Vergangene ist nie tot, es ist nicht einmal vergangen“
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Verstaubte Kisten, viele Aktenordner, viel Papier – eher bräunlich als weiß. Das war die Entdeckung, die wir im letzten Jahr in der Fachschaft Medizin in Aachen machten. Scheinbar wurden die Ordner jahrzehntelang vor dem Wegwerfen gerettet – ein Hoch auf die studentische Unordnung, denn in den Ordnern befanden sich wahre Schätze. Einige Mitglieder der Fachschaft beschlossen daher, diese Dokumente zu sichern und auf ihrer Grundlage das „Archiv Deutsche Medizinstudierendenschaft“ zu gründen. Es befindet sich im Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.
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„Bloßer Aktionismus – man kann doch eh nichts ändern!“ Von diesem Vorwurf haben sich die Medizinstudierenden selten einschüchtern lassen. Sie haben über viele Jahre immer wieder versucht, etwas zu verändern. Sei es an ihrer eigenen Ausbildung, der Situation an den einzelnen Fakultäten oder an der weltpolitischen Lage. Viele ehemalige Projekte gegen Krieg und für den Frieden, gegen Atomwaffen und für Menschenrechte, gegen Tierversuche und für eine praktisch- orientierte Ausbildung wurden initiiert und dokumentiert. So lassen sich Abläufe rekonstruieren: Wer war aktiv? Welche aktuelle Themen gab es? Was hat die Medizinstudierenden neben ihrem Studium noch bewegt oder interessiert? Wie politisch waren die Studierenden? Welche politische Richtung schlugen sie ein? Viele studentische Aktionen wären heute, in einer Zeit, in der mancherorts schon infrage gestellt wird, ob sich eine Fachschaft überhaupt allgemeinpolitisch äußern darf, undenkbar. Es ist auch aus diesem Grund interessant nachzuvollziehen, wie die Studierenden politisch Stellung bezogen, diskutiert und gestritten haben.
Dank der engen Zusammenarbeit zwischen der Fachschaft Medizin Aachen und der bvmd konnte das „Archiv Deutsche Medizinstudierendenschaft“ als Vereinsarchiv der bvmd etabliert werden. Aber es sollen nicht nur alte Unterlagen aufgearbeitet werden, sondern auch neue Dokumente ins Archiv kommen. Wir freuen uns über Zuschriften, die zur Erweiterung beitragen können. Und fast noch wichtiger: Es sind alle Medizinstudierenden eingeladen, in den Unterlagen zu stöbern und sich ein eigenes Bild von der Geschichte der Medizinstudierendenbewegung zu machen.
Katharina Kulike, Meret Wünnemann, RWTH Aachen, PJ, Archiv Deutsche Medizinstudierendenschaft, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, RWTH Aachen, 52074 Aachen, adm@ukaachen.de