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Bologna-Prozess: Ein Gespenst geht um in Europa


Spricht man mit Medizinern über den Bologna-Prozess, dann sind die Reaktionen meist zurückhaltend bis ablehnend. Manche haben noch nicht viel davon gehört, andere wissen, dass die europäische Hochschulreform die Einführung einer Bachelor-/Masterstruktur bedeutet und dass dies für die Medizin nicht denkbar ist – wer möchte schon vom „Barfuß“-Arzt behandelt werden?
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In Deutschland sind aktuell etwa 75 Prozent der Studiengänge auf die zweistufige Studienstruktur umgestellt. Die Association for Medical Education in Europe (AMEE) führte 2007 eine Umfrage durch, um den Stand der Umsetzung in der Medizin zu erfassen. Ähnlich wie in Deutschland gab es in den meisten Ländern (noch) keine klare Position bezüglich des Bologna- Prozesses in der Medizin.
In Dänemark, Island, der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Portugal und Armenien gibt es ihn jedoch tatsächlich, den Medizin-Bachelor: Das modular organisierte Studium in Maastricht ist beispielsweise in Bachelor und Master unterteilt. Nach dem Bachelor haben die Studierenden die Möglichkeit, statt des „Master of Medicine“ einen „Master in molecular life sciences“ anzuschließen. Für all diejenigen, die das gesamte Medizinstudium absolvieren möchten, besteht die Alternative, statt dem eher klinisch orientierten Masterstudiengang die Laufbahn eines „Physician Clinical Scientist“ zu wählen.
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Die bvmd sieht in einer zweistufigen Studienstruktur sowohl Gefahren für die Ausbildungsqualität als auch Chancen und Möglichkeiten, das Medizinstudium zu verbessern. Ganz entscheidend für das Ergebnis ist, wie der Bologna- Prozess umgesetzt wird. Dafür ist es wichtig, die Debatte konstruktiv, kritisch und ergebnisoffen zu führen. Für uns als Studierende heißt das auch, dass wir mitmachen sollten, um uns an der künftigen Gestaltung des Medizinstudiums zu beteiligen!
Katharina Kulike, Aachen,
Bundeskoordinatorin für Medizinische Ausbildung 2007/08
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