

Für die Ausführungen des Herrn Prof. Dr. Schmidt bin ich sehr dankbar, da er die Augenhintergrundsuntersuchung beim hypertensiven Notfall weiter ausführt und auch differenzialtherapeutisch die Stauungspapille von der Papillenschwellung im Rahmen des hypertensiven Notfalles abgrenzt. Im Jahre 1904 beschrieb Elschnig erstmalig kleine rundliche braun-schwarze oder schwarze Flecken, die von einem hellen, gelblichen Hof zirkulär umgeben sind, bei denen es sich um Aderhautinfarkte handelt (1). Diese Befunde können zusätzlich beim Fundus Hypertonikus Grad III und IV ein- oder beidseitig angetroffen werden.
Kollege Schneider teilt unsere Einschätzung, dass die Funduskopie bei der Bewertung früher hypertensiver Veränderungen (Fundus Hypertonikus Grad I und II) kritisch zu sehen ist. Neue Technologien eröffnen jedoch die Möglichkeit, mittels computergestützter Verfahren frühe vaskuläre Veränderungen reliabel zu erfassen. So sagte eine erhöhte arterio-venöse Ratio in der ARIC-Studie (Follow-up Untersuchung von 10 358 Patienten) das Auftreten eines Schlaganfalles vorher, additiv zu den klassischen Risikofaktoren (2). Noch spannender ist der Befund, dass eine erhöhte arterio-venöse Ratio (oberste Quintile) die Entwicklung einer Hypertonie bei Patienten mit zu Beginn der Studie normalem Blutdruck hoch signifikant voraussagte (3). In der prospektiven Querschnittsstudie („talking eyes“) wurde die Anwendung der arterio-venösen Ratio im Feld untersucht und konsistente Ergebnisse gefunden (4). Es war nicht das Ziel dieser Übersichtsarbeit, das Pro und Kontra dieser Methoden in der alltäglichen Versorgung darzulegen. Neue technologische Möglichkeiten schaffen die Option, dass neue Parameter (wie zum Beispiel die „wall-to-lumen ratio“ retinaler Arteriolen) zukünftig in die alltägliche Praxis Einzug finden, aber sie befinden sich derzeit noch im Stadium medizinischer Forschung (5).
DOI: 10.3238/arztebl.2011.0187c
Prof. Dr. med. Roland E. Schmieder
Nephrologie und Hypertensiologie
Universitätsklinikum Erlangen
Krankenhausstraße 12
91054 Erlangen
E-Mail: roland.schmieder@uk-erlangen.de
Interessenkonflikt
Prof. Schmieder ist bayerischer Beamter, erhielt finanzielle Unterstützung von der DFG, BMBF, PHRI (Canada) sowie Honorare für Vorträge, Drittmittelprojekte und Reisen von AstraZeneca, Berlin Chemie, Boehringer Ingelheim, Bristol- Myers Squibb, Chiesi, Daiichi-Sankyo, Novartis, Servier und Takeda..
1. | Elschnig E: Die diagnostische und prognostische Bedeutung der Netzhauterkrankungen bei Nephritis. Wiener Medizinische Wochenschrift 1904; 54: 445–9. |
2. | Wong TY, Klein R, Couper DJ, et al.: Retinal microvascular abnormalities and incident stroke: the Atherosclerosis Risk in Communities Study. Lancet 2001; 358: 1134–40. MEDLINE |
3. | Wong TY, Klein R, Sharrett AR, et al.: Retinal arteriolar diameter and risk for hypertension. Ann Intern Med 2004; 140: 248–55. MEDLINE |
4. | Michelson G, Groh M, Groh MJ, et al.: Telemedical-supported screening of retinal vessels („talking eyes“). Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222: 319–25. MEDLINE |
5. | Schmieder RE: Hypertensive retinopathy: a window to vascular remodeling in arterial hypertension. Hypertension 2008; 51: 43–4. MEDLINE |
6. | Schmieder RE: End organ damage in hypertension. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(49): 866–73. VOLLTEXT |