THEMEN DER ZEIT: Blick ins Ausland
Rußland: Ärzte wollen mehr Einfluß auf Arzneimitteltherapie


Schrittweise Verbesserungen deuten sich bereits an. Seit Mai 1997, so Vjortkin, ist die klinische Pharmakologie als Spezialdisziplin in den Krankenhäusern eingeführt worden. Nach dem Willen des russischen Gesundheitsministeriums soll künftig in den Krankenhäusern je 150 Patienten ein klinischer Pharmakologe beschäftigt werden. Außerdem würden in Moskau die Komitees, die für den Einkauf bestimmter Arzneimittel zuständig sind, nicht mehr wie bisher von Beamten des Gesundheitsministeriums geleitet, sondern von Ärzten. Das hat nach Einschätzung von Vjortkin Auswirkungen auf die Auswahl der Medikamente: Bestimmend für den Einkauf soll künftig nicht mehr nur der Preis, sondern vor allem auch die Qualität der Präparate sein. Russische Besonderheiten und anhaltende Versorgungsprobleme erschweren allerdings eine qualitativ hochwertige Arzneimittelverordnung. Zum einen, so Vjortkin, ändern sich ständig die Listen, die von den Gesundheitsbehörden erstellt werden und erstattungsfähige beziehungsweise lebensnotwendige Arzneimittel verzeichnen. Wie diese Arzneimittellisten entstehen, sei auch nicht immer nachvollziehbar. Zum anderen sei die wirtschaftliche Entwicklung kaum kalkulierbar. Es gebe derzeit Regionen, die kaum noch über Finanzmittel verfügten. Da diese neben den Versicherungen die Arzneimittelversorgung mitfinanzieren, könne dort von medizinischer Versorgung keine Rede mehr sein. HK