MEDIZIN: Diskussion
Diätetische Therapie der Adipositas: Lebensgefährliche Reduktion der Eiweißbestände
Zu dem Beitrag von Prof. Dr. med. Johannes Georg Wechsler in Heft 36/1997


Die von mir entwickelte und bis heute an 100 000 Probanden mit Erfolg und positivem Follow-up eingesetzte Diät ("Markert-Diät") steht völlig auf dem Boden physiologischer Vorgaben und wurde im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie 1996 publiziert (5). Sie ist charakterisiert durch das Vermeiden der durch deutliche Kalorienrestriktion hervorgerufenen initialen, obligaten Verminderung der T4/T3-Neogenese (Anti-Jo-Jo) durch ausreichende Zufuhr (zirka 1,2 g/kg/KG/die) eines biologisch höchstwertigen Aminosäuren-Enzymgemisches mit ausreichendem Kohlenhydrat- und Fettanteil (6, 7). Weiterhin wird durch Absenken der beim Adipösen meist stark erhöhten Insulinspiegel auf über die Hälfte die zuvor kompetitiv gehemmte, "hormonsensible" Triglyzeridlipase aus ihrer Bindung frei; es kommt zur ausschließlichen, massiven Hydrolyse der Fette aus den Depots (sogenannter Randle-Mechanismus). Somit wird die äußerst schädliche und ungesunde aminoplastische Glukoneogenese mit all ihren negativen Folgen vollständig vermieden. Durchschnittlich werden so zirka 4 bis 5 kg Fett pro Woche verstoffwechselt, respektive abgebaut. Durch die starke spezifisch-dynamische Wirkung des Proteingemisches wird initial die T4/T3-Neubildung und die Thermogenese hochsignifikant gesteigert - eine metabolische Hypothyreose wird nicht beobachtet.
Gegenwärtig wird ein Konzept mit interdisziplinärem Charakter (Hausarzt - Psychologe - Ernährungsberater - Physiotherapeut) erarbeitet, mit dem Ziel, auch einen Therapieerfolg auf Dauer zu gewährleisten. So hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt, daß in einem meist autoritär geprägten Arzt-Patienten-Kontext, nur um dem Therapeuten "zu gefallen", diszipliniert abgenommen wird - danach verfällt meist jeder wieder in seine alten, schädlichen Gewohnheiten; diese müssen unbedingt angesprochen und überwunden werden. So verfügen Übergewichtige in nicht unerheblichem Maße über eine sehr niedrige Frustrationstoleranz Dis-Stressoren gegenüber und sprechen auf exogene Reize, die Nahrungszufuhr betreffend, äußerst leicht an - beides wird überkompensiert mit anhaltender Hyperphagie - ein Circulus vitiosus, den es therapeutisch unbedingt zu durchbrechen gilt.
Literatur beim Verfasser
Dr. med. Dieter Markert
Cronstettenstraße 74
60322 Frankfurt am Main
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