Gesundheit
Warum Sport (allein) nicht nicht schlank macht
Montag, 29. Juli 2019
Wer regelmäßig joggt, Rad fährt oder schwimmt, verbraucht mehr Kalorien. Für adipöse Menschen sollte Ausdauersport deshalb eine gute Möglichkeit sein, um abzunehmen. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Rechnung meist nicht aufgeht. Den Gründen sind US-Forscher jetzt in einer randomisierten Studie nachgegangen.
An der „E-Mechanic“-Studie („Comparison of Energy in Take and Body Weight Exercise) nahmen 171 untrainierte Erwachsene mit einem durchschnittlichen Body-Mass-Index von 31,5 teil. Sie wurden in der Studie per Los auf drei Gruppen verteilt.
Ein Drittel sollte drei- bis viermal in der Woche jeweils für 90 Minuten ein kräftiges Ausdauertraining absolvieren. Der zusätzliche Energieverbrauch sollte 8 kcal pro kg Körpergewicht betragen. Die zweite Gruppe meldete sich für ein intensives Aerobic-Training an mit wöchentlich vier bis fünf Übungsterminen über jeweils 50 bis 70 Minuten, was einem zusätzlichen Energieverbrauch vom 20 kcal pro kg Körpergewicht entspricht. Die dritte Kontrollgruppe sollte ihre körperliche Aktivität nicht erhöhen.
Forscher des Pennington Biomedical Research Center in Baton Rouge/Louisiana begleiteten die Teilnehmer über ein halbes Jahr. Während dieser Zeit wurden genaue Untersuchungen zum Energieverbrauch und zum Grundumsatz des Stoffwechsels („Doubly Labeled Water“-Methode und indirekte Kalorimetrie) durchgeführt. Die Teilnehmer trugen Beschleunigungssensoren zur Messung ihrer täglichen Aktivitäten und sie machten in Fragebögen Angaben zum Appetit und zu ihren „kompensatorischen“ gesundheitlichen Überzeugungen.
Eine häufige „kompensatorische“ Überzeugung ist, dass Menschen, die regelmäßig Sport treiben, bei der Ernährung ab und zu „sündigen“ dürfen. Sport dient dann als Entschuldigung für den Verzehr von Süßigkeiten oder Fastfood. Genau diese Ansichten waren bei den Teilnehmern weit verbreitet.
76 Prozent der Teilnehmer in der Niedrigdosis- und 90 Prozent in der Hochdosis-Sportgruppe waren der Meinung, dass sie sich nach dem Sport die eine oder andere kulinarische Eskapade leisten könnten. Die Teilnehmer berichteten zudem über einen durch den Sport ausgelösten gesteigerten Appetit, der sicherlich zu den „kompensatorischen“ Überzeugungen beigetragen haben dürfte. Die Folge war eine Zunahme der Kalorienzufuhr um täglich 90,7 kcal in der Niedrigdosis- und um 123,6 kcal in der Hochdosis-Gruppe (während die Kontrollgruppe ihre Energiezufuhr weitgehend konstant hielt).
Am Ende konnten die meisten Teilnehmer ihr Körpergewicht nicht wesentlich senken, bei einigen kam es sogar zu einer Gewichtszunahme. Menschen, die durch Sport abnehmen wollen, benötigen nach Ansicht der Studienleiter Corby Martin and Tim Church nicht nur einen persönlichen Sporttrainer, sondern zusätzlich einen Diätberater.
Denn ohne eine ausgewogene Ernährung seien die Chancen gering, durch den Sport sein Gewicht zu reduzieren. Wer abnehmen will, wird um eine begleitende Diät kaum herumkommen. Sport könnte nach einem anderen Ergebnis der Studie eine günstige Ergänzung für eine Kalorienrestriktion sein. Der Grundumsatz der Teilnehmer blieb im Verlauf der Studie konstant.
Möglicherweise wird durch den Sport eine häufige Folge von Restriktionsdiäten vermieden: Der Körper verteidigt das im „Adipostat“ eingestellte Gewicht und reagiert auf die verminderte Kalorienzufuhr mit einer Abnahme des Grundumsatzes. Diäten machen deshalb schlapp und müde, was eine Diät zu einer sehr zähen Angelegenheit machen kann. Wenn begleitender Sport dies verhindern würde, könnte es adipösen Menschen leichter fallen, ihr Gewicht auf Dauer zu senken. Aber auch diese Hypothese müsste erst noch in einer Studie belegt werden.
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