Vom Arztdasein in Amerika
E-Zigaretten: Eine unterschätzte Gefahr?
Sonntag, 1. September 2019
Unter US-amerikanischen Ärzten beginnt allmählich eine Diskussion über die gesundheitlichen Gefahren von E-Zigaretten. Deutlich bestärkt wurde sie, als Ende August die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC den wohl ersten Todesfall aufgrund von E-Zigaretten veröffentlichte. Viele weitere Krankheitsfälle, die ebenfalls im Zusammenhang mit E-Zigaretten stehen könnten, werden derzeit untersucht (Quelle: https://www.medscape.com/viewarticle/917238).
Elektrische Zigaretten erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, was gerade auch an ihrer einfachen Funktionsweise liegen könnte: Eine Flüssigkeit wird erhitzt und zum Verdampfen gebracht. Dieser Dampf wird dann eingeatmet und ein Teil der Chemikalien im Mund-, Rachen- und Lungenbereich absorbiert. Die verdampfte Flüssigkeit kann unterschiedliche Geschmacks- und Geruchseindrücke, je nachdem welchen Geschmack der Nutzer sich ausgesucht hat, hervorrufen, wie auch aufgrund einer Vielzahl an anderen Inhaltsstoffen diverse und zumeist euphorisierende Wirkungen erzielen. Doch aufgrund der erst wenigen Jahren Erfahrung mit elektrischen Zigarettenprodukten ist für viele Ärzte bisher unklar, wie man ihnen gegenüber sich positionieren soll. Die Industrie propagiert sie zumeist als weniger schädlich als normale Zigaretten, doch stimmt das?
Mit dem ersten nachgewiesenen Todesfall hat sich nun das „amerikanische Zentrum für die Überwachung und Verhinderung von Erkrankungen“ (CDC) in die Diskussion eingeschaltet. Die vorausgegangenen Symptome waren beim Verstorbenen ähnlich wie bei den anderen Hunderten an Fällen, die derzeit noch vom CDC untersucht werden: Nach oft wochen- oder monatelangem E-Zigarettengebrauch, oft gekoppelt mit Marijuanaprodukten, entwickelten zumeist jüngere und männliche Patienten über mehrere Tage Symptome wie Fieber, Brustschmerzen, Gewichtsverlust, Übelkeit und Durchfall.
Auf Computertomografien (CT) und Röntgenbildern des Brustkorbes stellten sich diffuse Infiltrate als Zeichen einer großflächigen Lungenentzündung dar. Viele mussten stationär aufgenommen, manche sogar intubiert und mechanisch ventiliert werden, wobei sich keine Infektion nachweisen ließ, man die Lungentzündung also nach einer Vielzahl an Untersuchungen auf die E-Zigaretten zurückführte. Mit Steroidpräpaten besserten sich bei den allermeisten Patienten die Symptome, wobei eben am 23. August ein erster Todesfall mutmaßlich als Folge von E-Zigaretten publiziert wurde.
Das hat nun die CDC auf den Plan gerufen und unter Ärzten wird für mich zum ersten Mal erkennbar kritisch über diese E-Zigaretten diskutiert. Ich denke, dass diese Diskussion auch bald in Europa ankommen wird, wenn sie es nicht schon getan hat.
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