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Gesundheit! Das Internet ist voll von medizinischen Ratschlägen. Viele sind gut gemeint. Manche sind skurril. Nicht alle halten, was sie versprechen. Hinter manchen vermeintlich harmlosen Tipps verbergen sich materielle Interessen. Unser Autor rme recherchiert, was evidenzbasiert ist und was nicht.

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Lebensstil: Mit 5 Regeln bis zu 10 Jahre länger gesund bleiben

Donnerstag, 9. Januar 2020

Der Verzicht auf das Rauchen, regelmäßiger Sport, gesunde Ernährung, ein normales Körpergewicht und die Beschränkung des Alkoholkonsums zahlen sich aus. Nach einer Analyse aus 2 großen prospektiven Beobachtungsstudien dürfen Männer, die sich an wenigstens 4 dieser 5 Regeln halten, auf 7,6 zusätzliche Lebensjahre ohne Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankung hoffen. Bei Frauen beträgt der qualitative Gewinn an Lebenszeit sogar 10 Jahre, verglichen mit Frauen, die sich an keine der 5 Regeln halten.

Der günstige Einfluss der modifizierbaren, also vermeidbaren Risikofaktoren auf die Lebenserwartung ist seit längerem bekannt. Mindestens 3 frühere Studien (EPESE, Framingham und Europäische Kohortenstudien) haben vorgerechnet, dass Menschen, die sich im Alter von 50 Jahren für einen gesunden Lebensstil entscheiden, ihr Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko deutlich senken können.

Eine aktuelle Analyse der Nurses’ Health Study (1980-2014; 73.196 Teilnehmer) und der Health Professionals Follow-Up Study (1986-2014; 38.366 Teilnehmer) bestätigt dies erneut. Ein Team um Frank Hu von der T.H. Chan School of Public Health in Boston definiert dort 5 gesunde Verhaltensweisen.

1. Eine ausgewogene Ernährung. Sie wurde in den Studien mit dem „Alternate Healthy Eating Index“ (AHEI) des US-Landwirtschaftsministeriums bewertet. Als gesund wurden die 40 % mit der höchsten Bewertung eingestuft.

2. Körperliche Bewegung. Gefordert wurden hier mindestens 30 Minuten am Tag (oder 3,5 Stunden die Woche) mit mittlerer oder starker körperlicher Belastung (mindestens 3 metabolische Äquivalente). Dies wird beispielsweise durch Radfahren oder Nordic Walking erreicht.

3. Ein normales Körpergewicht mit einem Body-Mass-Index von 18,5 bis 24,9.

4. Der vollständige Verzicht auf das Rauchen.

5. Die Beschränkung des Alkoholkonsums auf 5 bis 15 Gramm bei Frauen und 5 bis 30 Gramm bei Männern.

Frauen, die keinen dieser 5 Lebensstile befolgten, hatten in den beiden Kohorten im Alter von 50 Jahren noch eine Lebenserwartung von weiteren 23,7 Jahren frei von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs (95-%-Konfidenzintervall 22,6 bis 24,7 Jahre). Frauen, die mindestens 4 der 5 Verhaltensweisen beachteten, blieben im Durchschnitt noch 34,4 Jahre (33,1 bis 35,5 Jahre) ohne die chronischen Erkrankungen.

Bei Männern steigerte die Einhaltung von mindestens 4 Verhaltensweisen die Lebenserwartung ohne chronische Krankheiten von 23,5 (22,3 bis 24,7) auf 31,1 (29,5 bis 32,5) Jahre.

Den stärksten negativen Einfluss auf die Morbidität hatte bei Männern Rauchen und bei beiden Geschlechtern eine Adipositas. 50-jährige Männer, die 15 Zigaretten am Tag oder mehr rauchen, werden mindestens 1/4 ihrer restlichen Lebenszeit mit Diabetes, Krebs und/oder Herz-Kreislauf-Erkrankung verbringen. Das gleiche gilt für Männer und Frauen mit einem BMI von 30 oder mehr.

Kommentare

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Avatar #106067
dr.med.thomas.g.schaetzler
am Dienstag, 21. Januar 2020, 09:13

"Hätte, hätte, Fahrradkette"...

hinterher ist man immer schlauer...

Wie die Forscher einen Score für einen gesunden Lebensstil, der auf 5 Faktoren basiert, entwickelt haben, bleibt ihr Geheimnis:

1. Ernährung: Die Werte sollten innerhalb der oberen 40% im Alternate Healthy Eating Index liegen, was einer gesunden Ernährung entspricht.

2. Rauchen (niemals vs jemals).

3. Moderate bis hohe körperliche Aktivität (mindestens 30 Minuten/Tag).

4. Moderater Alkoholkonsum (5-15 g/Tag für Frauen, 5-30 g/Tag für Männer).

5. Body-Mass-Index (18,5-24,9 kg/m2).

Doch eine retrospektive Kohorten-Analyse, von Fragebogen-Daten zum statt gehabten Ernährungsverhalten ist prinzipiell nicht aussagekräftig und auch nicht prospektiv, wie im Titel irreführend behauptet wird. Denn niemand kann auch nur annähernd sagen, was er essen und trinken wird, sondern nur vage abschätzen, was er gegessen und getrunken hatte. Außerdem fehlen von Anfang an belastbare und nachprüfbare Ausgangshypothesen.

Nur prospektive, randomisierte, kontrollierte (RCT)-Studien können nachweisen, das retrospektiv erhobene wissenschaftliche "Flausen" funktionieren könnten.

a) Nichts ist weltweit so umstritten und in sich widersprüchlich wie die "richtige" Ernährung.

b) Rauchen ist ein schwieriger Faktor. Bis heute wissen wir nicht einmal, warum manche exzessiven Raucher nicht vorzeitig (z. B. am Bronchialkarzinom, an KHK, an pAVK usw.) sterben und zugleich Todesfälle durch Passivrauchen beschrieben werden.

c) Es ist sozusagen pathognomonisch, dass in postmodernen Gesellschaften die Bewegungsarmut bis zur Bewegungslosigkeit führt. Die bisher immer noch steigende Lebenserwartung (Ausnahme USA!) wird demnächst durch den Bewegungs- und Belastbarkeitsmangel konterkariert.

d) Die hier als "moderater Alkoholkonsum" apostrophierten Mengen von 5-15 g/Tag reinem Alkohol für Frauen und 5-30 g/Tag für Männer lassen seriösen Alkoholismus-Forschern die Haare zu Berge stehen. Bei regelmäßig 15/30 g täglicher Alkoholzufuhr ist die Sterblichkeit allein durch Diabetes mellitus Typ 2 deutlich erhöht.

e) Der Body-Mass-Index (18,5-24,9 kg/m2) ist ohne Bauchumfangsmessung bzw. "waist-to-hip-ratio" wenig aussagekräftig.

Zusammenfassung: "Healthy lifestyle and life expectancy free of cancer, cardiovascular disease, and type 2 diabetes: prospective cohort study" BMJ 2020; 368 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.l6669 (Published 08 January 2020) Cite this as: BMJ 2020;368:l6669 von Yanping Li et al. ist eine weitgehend unsystematische, wissenschafts- und erkenntnistheoretisch wertlose, aber umso populistischere Untersuchung aus Institutionen, deren wissenschaftliche Reputation umgekehrt proportional zu der aktuellen Flut an überflüssigen und nutzlosen Veröffentlichungen zu sein scheint.

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund
Avatar #106067
dr.med.thomas.g.schaetzler
am Dienstag, 21. Januar 2020, 09:12

"Hätte, hätte, Fahrradkette"...

hinterher ist man immer schlauer...

Wie die Forscher einen Score für einen gesunden Lebensstil, der auf 5 Faktoren basiert, entwickelt haben, bleibt ihr Geheimnis:

1. Ernährung: Die Werte sollten innerhalb der oberen 40% im Alternate Healthy Eating Index liegen, was einer gesunden Ernährung entspricht.

2. Rauchen (niemals vs jemals).

3. Moderate bis hohe körperliche Aktivität (mindestens 30 Minuten/Tag).

4. Moderater Alkoholkonsum (5-15 g/Tag für Frauen, 5-30 g/Tag für Männer).

5. Body-Mass-Index (18,5-24,9 kg/m2).

Doch eine retrospektive Kohorten-Analyse, von Fragebogen-Daten zum statt gehabten Ernährungsverhalten ist prinzipiell nicht aussagekräftig und auch nicht prospektiv, wie im Titel irreführend behauptet wird. Denn niemand kann auch nur annähernd sagen, was er essen und trinken wird, sondern nur vage abschätzen, was er gegessen und getrunken hatte. Außerdem fehlen von Anfang an belastbare und nachprüfbare Ausgangshypothesen.

Nur prospektive, randomisierte, kontrollierte (RCT)-Studien können nachweisen, das retrospektiv erhobene wissenschaftliche "Flausen" funktionieren könnten.

a) Nichts ist weltweit so umstritten und in sich widersprüchlich wie die "richtige" Ernährung.

b) Rauchen ist ein schwieriger Faktor. Bis heute wissen wir nicht einmal, warum manche exzessiven Raucher nicht vorzeitig (z. B. am Bronchialkarzinom, an KHK, an pAVK usw.) sterben und zugleich Todesfälle durch Passivrauchen beschrieben werden.

c) Es ist sozusagen pathognomonisch, dass in postmodernen Gesellschaften die Bewegungsarmut bis zur Bewegungslosigkeit führt. Die bisher immer noch steigende Lebenserwartung (Ausnahme USA!) wird demnächst durch den Bewegungs- und Belastbarkeitsmangel konterkariert.

d) Die hier als "moderater Alkoholkonsum" apostrophierten Mengen von 5-15 g/Tag reinem Alkohol für Frauen und 5-30 g/Tag für Männer lassen seriösen Alkoholismus-Forschern die Haare zu Berge stehen. Bei regelmäßig 15/30 g täglicher Alkoholzufuhr ist die Sterblichkeit allein durch Diabetes mellitus Typ 2 deutlich erhöht.

e) Der Body-Mass-Index (18,5-24,9 kg/m2) ist ohne Bauchumfangsmessung bzw. "waist-to-hip-ratio" wenig aussagekräftig.

Zusammenfassung: "Healthy lifestyle and life expectancy free of cancer, cardiovascular disease, and type 2 diabetes: prospective cohort study" BMJ 2020; 368 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.l6669 (Published 08 January 2020) Cite this as: BMJ 2020;368:l6669 von Yanping Li et al. ist eine weitgehend unsystematische, wissenschafts- und erkenntnistheoretisch wertlose, aber umso populistischere Untersuchung aus Institutionen, deren wissenschaftliche Reputation umgekehrt proportional zu der aktuellen Flut an überflüssigen und nutzlosen Veröffentlichungen zu sein scheint.

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund
LNS

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