Vom Arztdasein in Amerika
In welcher Region soll ich arbeiten?
Dienstag, 3. August 2021
Der nördliche Mittlere Westen ist für mich eine der schönsten Regionen der USA. Nord- und Süddakota sind dünn besiedelt, die Landschaft also in vielen Aspekten noch wenig zersiedelt.
Das trifft auch auf große Teile Minnesotas zu, und die Menschen dieser Region sind sehr herzlich und das Leben im Großen und Ganzen außerhalb der wenigen großen Städte ruhig.
Der amerikanische Literaturnobelpreisträger Sinclair Lewis – gebürtig aus Minnesota – beschreibt die Schlichtheit, aber auch die Einförmigkeit und Langeweile dieser Region sehr eindrücklich in vielen seiner Romane.
Ich finde seine Beschreibungen zutreffend, wenngleich ich eher die positiven Aspekte der Region für mich entdeckt habe und die negativen entweder ausblende oder nicht so wahrnehme wie Herr Lewis beispielsweise in „Babbitt“ oder „Main Street“ das schilderte.
Diese drei Bundesstaaten erleben seit Jahrzehnten einen Zuzug an Menschen aus anderen Teilen der USA, aber auch aus dem Ausland. Das findet zwar nicht in solchem Maße statt wie viele Südstaaten wie z.B. Florida oder Texas es erleben, verändert aber doch den Charakter der Region. Es wird also immer urbaner und gleichzeitig multikultureller im nördlichen Mittleren Westen.
Während früher Schulklassen einförmig blonde Kinder aufwiesen, werden sie zunehmend durch afrikanische, hispanische und asiatische Gesichter ergänzt. Ich brauche fast jeden Tag einen Übersetzer bei der Arbeit, so kulturvielfältig und bunt ist selbst das früher beschauliche Fargo oder Sioux Falls geworden.
In einzelnen Ecken dieser Region gibt es noch größere Indianerreservate, und ich will meine Sympathie für diese Menschen nicht verhehlen, spreche mit ihnen sehr gerne über spirituelle und kulturelle Themen, sofern sie ein solches Gespräch mit mir zulassen.
Denn manche von ihnen sind erbost auf den „weißen Mann“, weil er ihnen ihr Land vor Jahrhunderten wegnahm. Ich kann diesen Groll nachvollziehen.
Doch die Kälte macht mir allmählich zu schaffen. Mehrere Autounfälle und auch Knochenbrüche haben mir eine Lektion erteilt, und zwar, dass Schnee und Eis eben nicht nur schön und positiv sein können und wenn ich bei -35 Grad Celsius spazieren gehen oder einfach nur tanken will, habe ich manchmal Frostbeulen nach nur wenigen Minuten.
Die hohe regionale Steuerlast in Minnesota hat mich auch zum Umzug nach Süddakota bewogen, aber in der weiten Einöde mit den oft sehr starken Winden fühle ich mich manchmal dann doch etwas einsam.
Also suche ich nach neuen Ufern, neuen Orten wo ich arbeiten gehen kann. Ich will es nicht verhehlen: Auch das Geld spielt eine Rolle, denn seit Jahren ist mein Gehalt um keinen einzigen Cent angestiegen, angesichts Einschränkungen bei meiner Wochenarbeitszeit sogar abgesunken.
Da in den USA seit Jahren die Konsumpreise um oft 5-7 % ansteigen (die offizielle Inflationsquote wird um die 1,5 % angegeben), spüre ich allmählich einen sich kumulierenden finanziellen Abstieg.
Also schaue ich regelmäßig die neuesten statistischen Daten durch. Kürzlich erschien erneut eine Studie von Medscape und in ihr suchte ich jene amerikanischen Bundesstaaten heraus, die im wärmeren Süden liegen und in denen man mit am besten verdient.
Alabama, Oklahoma, Florida, Georgia, Tennessee und South Carolina. Ich werde anfangen mich dort umzublicken nach Arbeitsmöglichkeiten, wobei Florida, Alabama und Tennessee hinsichtlich der Steuerlast am interessantesten sind. Ich werde berichten falls ich dieses Vorhaben erfolgreich umsetze.
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