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Aus berufs- und standespolitischem Blickwinkel kommentiert der Journalist Norbert Jachertz, Köln/Berlin, “Vermischtes” – von harter Politik bis zu beiläufigen Ereignissen.

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Priorisierung: Den Briten ist Nexavar zu teuer

Donnerstag, 27. Mai 2010

Ein schönes Beispiel, wie die "Priorisierung" in praxi läuft, lieferte gestern (26. Mai) wieder einmal das NICE ( = National Institute for Health and Clinical Excellence). Nexavar lohne nicht, bei Leberkrebs eingesetzt zu werden, jedenfalls nicht im britischen Gesundheitsdienst, befand das Institut. De facto ist Nexavar in GB damit weg vom Fenster. Abgesehen von Privatpatienten. Denn schon im August letzten Jahres hatte NICE  Nexavar bei Nierenkrebs mit einem zweifachen "No" (also weder für die First- noch die Second-Line-Anwendung) gekennzeichnet.

Die Begründung jetzt wie damals ist stets die gleiche: Es gebe zwar gewisse Vorteile, doch die Behandlung sei zu teuer. Nexavar, eingesetzt bei fortgeschrittenem Leberkrebs zum Beispiel, verlängere das Leben im Mittel zwar um 2,8 Monate, es entstünden aber Kosten von 27.000 GBP (1 Pfund = 1,18 Euro). Dem Vernehmen nach hatte Bayer (das zusammen mit Onyx Nexavar vermarktet) zwar Preisnachlässe abgelehnt, aber eine Art Naturalrabatt angeboten. Hat nichts genützt.

NICE teilt seine Kosten-Nutzen-Entscheidungen offen - oder um einen dieser Tage häufiger zu lesenden Auspruch zu nehmen - brutalstmöglich auch den Patienten mit. Was sind schon 2,8 Monate in Relation zu den Kosten! Begonnene Behandlungen dürfen immerhin bis zum Ableben fortgesetzt werden.

Man möge sich unter www.nice.org.uk mal durchklicken, um einen Eindruck zu gewinnen, was Priorisierung bedeutet. Die deutsche Debatte steckt dagegen noch in den Anfängen und das IQWiG in den Kinderschuhen. Übrigens: Dem behandelnden Arzt erleichtert eine anonyme Institution die Arbeit: er braucht selbst keine Behandlung abzulehnen, sondern kann bedauernd auf die Empfehlungen und Merkblätter des NICE verweisen.

LNS
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