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Dr. werden ist nicht schwer...

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Das PJ ist überstanden, das Examen rückt näher. Die Doktorarbeit wartet und bei der Wahl der Facharztrichtung gibt es mehr Optionen als bei einer Frage des IMPP. Dieser Blog begleitet den Weg von Anton Pulmonalis ins Examen und in die Zeit danach.

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Dr. werden ist nicht schwer...

Wo Deutsche kein Deutsch mehr verstehen

Montag, 13. September 2010

Es gibt Menschen in Deutschland, die das mit Schweizer Akzent gesprochene Deutsch für Schwyzerdütsch halten. Das – so lasst mich Euch sagen – ist ein totaler Irrglaube. Denn in den ersten Tagen verstand ich an meiner neuen Stelle erst einmal so gut wie gar nichts. Das lag nicht daran, dass nicht Deutsch gesprochen wurde, oder dass mir das Niveau der Fachsprache zu hoch war. Es lag einfach daran, dass ich nie echtes Schwyzerdütsch gehört hatte. So brauchte ich eine ganze Weile, bis ich mein Umfeld verstand.

Das führte mitunter zu seltsamen Situationen. Eine Schwester, die scheinbar neben der französischen Sprache nur des Dialekts mächtig war, sprach mich immer auf Schwyzerdütsch an und verwies mich bei Rückfragen immer an eine Kollegin, die mir doch die ursprüngliche Nachricht übersetzen sollte.

Ein Oberarzt einer anderen Abteilung reagierte recht ungehalten auf meine durchaus freundlich vorgetragene Bitte, seine Ansprache an mich auf hochdeutsch zu wiederholen. Es nerve ihn, dass er überall eine fremde Sprache sprechen müsse und dies auch daheim.

Ich wollte ein wenig Brisanz aus der Situation nehmen und bescheinigte ihm, dass ich ihn, wenn er so langsam spreche gut verstehen könne. Darauf gab mir der daheim Entfremdete scharf zurück, dass er ja auch hochdeutsch gesprochen habe. Innerlich musste ich angesichts dieses Fettnapfs laut lachen. Äußerlich hielt mich vermutlich Anstand zurück.

Inzwischen verstehe ich größte Teile dessen, was um mich herum gesprochen wird, auch wenn ich mich darauf konzentrieren muss. Zudem verstehe ich es wenn ein Schweizer hochdeutsch (hier lieber „schriftdeutsch“ genannt) spricht.

Wörter wie „allfällig“, „zügeln“ oder „parkieren“ hatte ich in Deutschland noch nicht gehört. Hier findet man sie häufig. An Türen steht „stossen“. Ich habe noch immer kein „ß“ auf der Schweizer Tastatur gefunden. Und wenn ein Patient von seinem Buch spricht, weiß ich nicht, was er meint, wenn er ein Buch auf seinem Bauch liegen hat.

So gesehen, kann ich mich hier sprachlich nur weiterentwickeln, zudem ich hier regelmäßig Patienten habe, die nur Französisch, Italienisch oder Englisch sprechen. Ganz abgesehen von exotischen Sprachen, die bei uns keiner beherrscht…

Freut sich, dass er kein Schwyzerdütsch schreiben muss,

Euer Anton Pulmonalis

 

P.S.:

Liebe(r) mocca, Leider kann ich hier weder über Ort, Haus oder Abteilung Auskunft geben. Ich hoffe, dass Du dafür Verständnis hast. Ich wünsche Dir natürlich dennoch viel Glück beim Bewerbungsprozess. Und lass mich wissen, wie es gelaufen ist :-)

Dein Anton Pulmonalis

Kommentare

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Avatar #14213
joerg.daehn
am Montag, 20. September 2010, 15:30

Es brucht

so öpper drü Monat, bis man sich eingehört hat. Selber sprechen ist schwieriger und das mögen die Schweizer auch nicht so, weil man Ihnen dann das Einzige wegnimmt, was sie -ausser der grösseren Bünzligkeit natürlich- von den "Schriftdeutschen" unterscheidet ;-)
Avatar #98372
Thelber
am Samstag, 18. September 2010, 09:04

Tja, auch das deutschsprachige Ausland ....

.... ist eben Ausland !
LNS

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