Gratwanderung
Präimplantationsdiagnostik – Dammbruch möglich
Montag, 11. Oktober 2010
Die Union will von einem Verbot der umstrittenen Präimplantationsdiagnostik (PID) Abstand nehmen, weil sie dafür keine Mehrheit innerhalb der schwarz-gelben Koalition sieht. Doch der FDP reicht das nicht: Sie dringt sogar auf ein völlig neues „Reproduktionsmedizingesetz“, in dem der Schutz von ungeborenem Leben hinter anderen Anliegen zurückstehen würde.
In einem „Positionspapier Reproduktionsmedizin“ fordert eine Gruppe von FDP-Abgeordneten um die gesundheitspolitische Sprecherin Ulrike Flach die generelle Zulassung der PID „im Falle von genetischen Krankheitsdispositionen“, berichtet „Welt Online. Wenn es dafür keine Mehrheit gebe, solle das Embryonenschutzgesetz geändert werden.
Kritiker dieser Methode, die einen Dammbruch befürchten, haben mit ihren Befürchtungen also offensichtlich Recht behalten. Denn die Union hat ihre strikte Ablehnung der PID damit aufgegeben und will nur noch auf eine strenge Reglementierung hinarbeiten.
Dabei hatte die CDU im nicht einmal drei Jahre alten Grundsatzprogramm noch unmissverständlich festgestellt: „Wir treten für ein Verbot der PID ein.“ Und während einige Unionspolitiker bereits an der Relativierung dieser Festlegung arbeiten, wollen andere wie der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe, an dem Verbot weiter festhalten. Und das wohl zu Recht. Denn dass es sich bei PID eindeutig um eine Form der Selektion handelt, kann nicht bestritten werden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Koalition eine weitere Zerreißprobe droht.