Gesundheit
Facebook gefährdet professionelle Distanz
Donnerstag, 16. Dezember 2010
Eine Seite auf Facebook ist schnell eingerichtet, doch wer einige Grundregeln missachtet, kann dies schnell bereuen. Dies gilt vor allem für Ärzte, die Wert auf eine professionelle Arzt-Patienten-Beziehung legen (müssen).
Bittere Erfahrungen machte jüngst eine britische Ärztin, die sich nur schwer der Zuneigung eines Patienten erwehren konnte. Es blieb nicht bei einer Einladung zum Essen. Der Patient begann ihr nachzustellen, indem er ihr zunächst ihre Lieblingsblumen sandte, später überraschte er sie mit einem Reisebuch, von dem er meinte, es könnte sie interessieren. Die genaue Kenntnis des Mannes über ihre Vorlieben machte die Ärztin stutzig. Dabei hatte sie sie selbst verraten – auf ihrer Facebook-Seite.
Wer hier präsent ist, kann schnell die private Aufmerksamkeit seiner Patienten auf sich ziehen, vor allem wenn er Name und Geburtsdatum preisgibt, wie dies fast alle Ärzte machten, die Ygal Benhamou von der Universität Rouen für das Journal of Medical Ethics (2010; doi: 10.1136/jme.2010.036293) befragt hat.
Neun von zehn nutzten auch die Möglichkeit, ein Foto einzustellen, was bei nachstellenden Patienten die letzten Zweifel an der Identität ihrer Zielperson ausräumen kann. Die Umfrage ergab auch, dass der Grundsatz, eine professionelle Distanz zum Patienten zu wahren, nicht mehr allgemein akzeptiert zu sein scheint.
Immerhin einer von sieben Ärzten meinte, er würde von Fall zu Fall entscheiden, wenn ein Patient um eine Facebook-Freundschaft nachfrage. Für Benhamou ist dies ein ethisch bedenkliches Verhalten, was aber nicht jeder teilen muss.
Außer Zweifel sollte jedoch stehen, dass Facebook kein Forum ist, um sich mit anderen Kollegen über Patienten auszutauschen. Richtig Ärger bekamen kürzlich britische Zahnarzthelferinnen, die eine Seite eingerichtet hatten zum Thema: „Ich bin Zahnarzthelferinnen und hasse Patienten, weil…“