Gratwanderung
Suizid von Gunter Sachs: Schlimme Signalwirkung
Mittwoch, 11. Mai 2011
Über einen Suizid sollte man nicht urteilen, erst recht sollte man ihn nicht verurteilen. Schließlich ist er immer eine Verzweiflungstat. Was an der Selbsttötung von Gunter Sachs dennoch bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass er einen Abschiedsbrief veröffentlichte, in dem er schrieb: „Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben wäre ein würdeloser Zustand, dem ich mich entschlossen habe, entschieden entgegenzutreten.“
Angesichts von rund 1,2 Millionen Menschen, die unter einer Alzheimer-Demenz leiden, kann dieser Brief eine schlimme Signalwirkung ausüben bis hin zur Forderung nach einer Zulassung der ärztlichen Beihilfe zum Suizid. Vor allem die Gleichsetzung von geistiger Kontrolle und Menschenwürde darf nicht einfach unwidersprochen hingenommen werden.
„Bei allem Respekt für die Entscheidung von Gunter Sachs, auch das Leben mit Alzheimer kann seine Würde haben. Vorausgesetzt, es gibt ein soziales Umfeld, das ihn stützt“, brachte es Tilman Jens, Sohn von Walter Jens, in einem Gespräch über die Demenz-Erkrankung seines Vaters auf den Punkt.
Und letztendlich sind die Ängste vor der Alzheimer-Demenz sogar oft unberechtigt. „Das Problem ist, dass Gesunde sich die Krankheit nur aus ihrer Sicht vorstellen können. Für das Umfeld befindet sich der Kranke vielleicht in einer schrecklichen Situation er selbst aber fühlt sich womöglich durchaus wohl“, betont der Frankfurter Gerontopsychiater Johannes Pantel.
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