Laut dem Memorandum der Bundesärztekammer vom 25. Mai 2011 sind „durchschnittlich sieben Präimplantationsembryonen notwendig, um ... wenigstens zwei nicht betroffene Embryonen für eine Übertragung zur Verfügung zu haben.“
Lästigerweise begrenzt das Embryonenschutzgesetz aber die zu erzeugenden Eizellen auf drei (§1, Abs.1, Ziff. 1 in Vbdg mit Ziff. 5). Mag sein, dass findige Juristen den Widerspruch weginterpretieren können. Ulrike Riedel hingegen, eine Juristin, die sich im Recht der Bioethik ziemlich gut auskennt, argwöhnt (FAZ vom 1. Juli 2011), dass mittels PID auch das Embryonenschutzgesetz ausgehebelt werden könnte.
Wetten, dass alsbald die Befürworter einer liberalen Regelung der Stammzellforschung, die lange still schweigen mussten, mit dem Argument kommen: wenn hier sieben, weshalb da nur drei? Und weshalb importieren, wenn hierzulande doch genügend Stammzelllinien bereitstünden, so man nur wollte?
Solche Argumentation hat Methode. Sie ist Bestandteil der – von Montgomery kürzlich so genannten – Salami-Ethik. Mit Erfolg lassen sich mittels Salami-Taktik, Tabus ethisch schmackhaft machen: Weshalb soll PID verboten sein, wenn PND erlaubt ist? Warum Selektion von Embryonen verbieten, wenn Abtreibung „erlaubt“ ist? Warum ziert sich Deutschland, wo doch alle Welt liberal ist?
Wenn die Indikationen 1,2,3 für PID (demnächst) zugelassen sind, weshalb dann nicht auch 3, 4 oder 5? Es folgen die immer gleichen Versicherungen: strengste Regeln, bei Indikation 5 ist wirklich Schluss, ethische Begleitung, Durchführung allein durch Ärzte – aber natürlich „darf kein Arzt gezwungen werden“! – und in der Verantwortung der Selbstverwaltung.
Das Spiel kann endlos weiter getrieben werden, sobald man sich mal darauf eingelassen hat. Der Ärzteschaft, die sich auf dem Deutschen Ärztetag 2011 dazu bereit erklärt hat, die Verantwortung für die PID- Anwendung zu übernehmen, ist zu wünschen, dass sie beizeiten merkt, wenn sie von Politikern oder auch Wissenschaftlern instrumentalisiert werden soll. Bei PID wird es ja nicht bleiben.
Mit diesem Eintrag beende ich meinen blog „Lesefrüchtchen“ und danke allen Lesern, den kritischen wie den wohlwollenden, für das (mich überraschende) große Interesse.
Norbert Jachertz
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