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Vom Arztdasein in Amerika

Vom Arztdasein in Amerika

Das Staatsexamen wurde 2007 abgelegt, und nicht nur die Frage der Fachrichtung, sondern auch die des Arbeitsortes musste beantwortet werden. Nachdem das Assistenzarztdasein in Frankreich und Deutschland ausprobiert wurde, ging es nach Minneapolis im Jahr 2009. Es schreibt Dr. Peter Niemann über seine Ausbildung zum Internisten (sowie der Zeit danach) und über die Alltäglichkeiten, aber auch Skurrilität eines Arztlebens in USA.

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Vom Arztdasein in Amerika

Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen!

Mittwoch, 27. Juli 2011

Ich will mich bescheiden in die Reihe der hiesigen Internettagebüchler (alias „Blogger“) einreihen und ein gelegentliches „Grüß Gott“ gen Heimat rufen und die eine oder andere Zeile veröffentlichen. Wenn dann gar jemand (ob interessiert oder nicht überlasse ich dann ihm) meine Daseinskommentare liest, umso schöner.

Zu mir: Vor gar nicht langer Zeit – Ende 2007 – habe ich mein Medizinstudium abgeschlossen und arbeitete dann einige Monate hier, einige Monate dort als Assistenzarzt. Eine Stelle in der Schweiz, die ich schon in trockenen Tüchern hatte, sagte ich kurz vor Stellenantritt ab, weil es mich durch ein plötzlich zugesandtes Stellenangebot nach Frankreich zog.

Arg enttäuscht von der dortigen Erfahrung – schönes Leben, spannende Kultur, aber doch nur mäßig gute Arbeits- und Lernbedingungen – zog es mich nach knapp einem halben Jahr wieder zurück in die Heimat. Zwar hatte ich kurz mit einer Stelle als internistischer Assistent in Genf und Lausanne geliebäugelt, hatte Vorstellungsgespräche dort geführt und mich kurzzeitig in den Genfer See verliebt, kehrte dann aber doch aus Heimatliebe und Kultursehnsucht heraus nach Deutschland zurück, um dort über ein Jahr hinweg etwas unstet in mehreren Krankenhäusern und –abteilungen zu arbeiten.

Deutschland als Heimat und Wohnort liebte ich, die deutschen Arbeitsbedingungen hingegen waren ein Gräuel. Nicht die lieben Kollegen und Patienten, aber die bürokratischen Bedingungen, das Reglementierte der „Dortarbeitens“ und das heimliche Rationieren, um nur einige negative Aspekte zu benennen.

So zog es mich weiter, und nach vielem Selbstüberlegen und –ringen gab ich dem persönlichen Lernehrgeiz nach und bewarb mich um eine Stelle in USA. Der Weg war etwas anstrengend mit den vier US-Prüfungen (Stichwort USMLE) und den vielen Vorstellungsgesprächen, gab mir aber durch das Herumreisen und Michvorstellen auch viel Möglichkeit, über mich und meine Entscheidung nachzudenken. So kommt es also, dass ich seit Mitte 2009 im Mittleren Westen als internistischer Assistent arbeite und beruflich dem Glück sehr nahe bin.

Es ist, wie üblich in USA für Allgemeininternisten, ein Dreijahresprogramm, das ich durchlaufe, und ich bin mittlerweile am Ende meines zweiten Ausbildungsjahres angelangt. Es kommen in einer Woche die Phase der „neuen Assistenten“ auf mich zu, von denen ich bestimmt noch berichten werde. Doch wie waren die letzten zwei Jahre?

Es war ein einziges Malochen, aber neben ständigem Arbeiten auch ständiges Lernen. Aber die Mühen haben ihre Früchte gezeigt: Ich habe sehr viel gelernt und fühle mich schon jetzt als Internist fachlich fit (ob ich es wirklich bin, will ich der Facharztprüfung in einem Jahr überlassen).

An Drama hat‘s auch nicht gefehlt: Meine Kollegen und ich haben unser eigenes „Dr. House“ und „ER“ – wie auch immer all diese Medizinerseifenopern heißen mögen – und sind dabei zusammengewachsen als Kollegen, geprägt als angehende Internisten. Wir haben gelernt, wann man mit wie viel Joule defibrilliert, kennen das Dosierungsschema der diversen Medikamente bei Niereninsuffizienz und haben Lumbalpunktionen und Zentralzugänge gelegt. Oft auch in Verzweiflung einen Patienten reanimiert oder mit einem festen Handschlag den Palliativpatienten ins Hospiz verlegt. Eben US-Ausbildung.

In einem Jahr bin ich dann endlich fertig mit meiner Ausbildung und muss mich, knapp fünf Jahre nach Studiumsabschluss, dann fragen, was ich als nächstes mache. Von meinen Eindruecken und Erfahrungen will ich ein Internettagebüchlein führen. Wer Lust hat mitzulesen sei eingeladen – und zwischen den Zeilen grüßt stets der Schreibende die Heimat und den Leser!

Ihr und Euer Petrulus

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