Vom Arztdasein in Amerika
Karriereentscheidungen
Dienstag, 31. Januar 2012
Seit Monaten nun sinniere
ich und ärgere mich sogar ein wenig darüber, dass eine Rückkehr nach
Deutschland mir als US-Fachinternist so
schwer gemacht wird. Wie kürzlich dargelegt, wurden meine Anfragen an die
jeweiligen Ärztekammern nicht allzu positiv beantwortet, und die Informationen,
die ich erhielt haben mich bewogen, nun doch noch ein wenig länger in den USA zu
bleiben.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe Deutschland, liebe die deutsche
Kultur und Sprache und das Leben in unserer schönen und abwechslungsreichen Heimat,
aber das medizinische Umfeld ist, nun ja, suboptimal und die Willkommenskultur hinsichtlich
Anerkennung aus den medizinisch höchstmodernen USA ist nicht gerade ausgeprägt.
Was also tun, da ich doch
in wenigen Monaten meinen Facharzt gemacht haben werde? (Achtung, Selbstlob!)
Da ich tüchtig arbeite und sehr gute Empfehlungsschreiben bekommen habe, der
hiesige Arbeitsmarkt einen Mangel an Internisten aufweist, habe ich viele sehr
gute Optionen. Das macht die Entscheidung naturgemäß nicht leichter.
Zunächst die Hauptfrage:
Mache ich eine weitere Subspezialisierung in der Inneren Medizin oder arbeite
ich als Allgemeininternist? Bei letzterem winkt ein guter Verdienst von zumeist
$200.000 bis $300.000 pro Jahr bei guten Arbeitszeiten. Die Erfahrung wäre
bestimmt sehr interessant und, ganz ehrlich, das täte meinem Konto natürlich auch
sehr gut. Auf der anderen Seite bin ich nicht sehr materialistisch, und es
liegt mir nicht sonderlich viel am Geld.
Daher werde ich wohl eine
Weiterspezialisierung (mit Assistentengehalt – mein Konto weint bei diesem
Gedanken) machen. Es gibt davon neunzehn verschiedene, welche davon soll ich
machen? Manche dauern bis zu fünf Jahre; will ich nochmals so viel Zeit
investieren? Dann auch Forschung betreiben? Erschwerend kommt die Frage der
Geographie hinzu – in subtropische Gefilde wie Florida, Kälteregionen wie
Minnesota, wo ich derzeit lebe oder gar Alaska, Tropeninselklima wie Hawaii,
Bergumgebung wie Colorado oder Wüstenregionen wie Nevada? Oder gar nach Kanada,
einem anderen Gesundheitssystem wechseln?
Als Allgemeininternist
interessiert mich im Prinzip die gesamte Medizin, daher fällt eine Entscheidung
mir nicht leicht. Nach langem Nachdenken habe ich mich entschlossen, mich in
der Palliativmedizin umzuhören und zu bewerben. Die Palliativmedizin hat mir
schon seit meiner Frankreichzeit sehr gut zugesagt, und auch wenn viele meiner
Kollegen meinen Enthusiasmus hierfür nur bedingt verstehen, so will ich einmal
schauen, welche Plätze noch verfügbar sind.
Wenn mir ein Programm besonders zusagt und man mir einen Posten anbietet dann
werde ich da hingehen. Die Geographie spielt da eine untergeordnete Rolle.
Alternativerweise habe ich mehrere Arbeitsangebote als Allgemeininternisten aus
Minnesota, den Dakotas, Wisconsin und Florida.
Hiernach nach Deutschland
zurückgehen?