Dr. werden ist nicht schwer...
Sind Sie wirklich aufgeklärt? (oder „Wenn Friseure Ärzte wären“)
Montag, 12. März 2012
Ich empfinde es immer noch als recht schwer, bei
Aufklärungen den richtigen Umfang an Inhalt im richtigen Ton zu treffen.
Einerseits habe ich nicht annähernd die Zeit, die man dazu benötigen würde
einem Patienten den Eingriff wirklich zu erklären (was vor allem bei
interessierten/stark verunsicherten Menschen arg unbefriedigend ist).
Andererseits muss man die Beeinträchtigungen und möglichen Komplikationen
(sogar handschriftlich dokumentiert) lückenlos erwähnen.
Da alles recht schnell gehen muss und ich mir nicht jedes
Mal eine Diskussion über die meinen Beruf betreffenden Gesetze erlauben kann
bzw. will, habe ich mir zur Erklärung, warum ich so genau auf die
Komplikationen eingehe, folgenden Vergleich ausgedacht.
Meinen Patienten erkläre ich, dass es etwa genauso wäre, wie
wenn ein Friseur über Haarschnitte/Rasuren aufklären müsste (natürlich mit der
Einschränkung, dass die meisten OPs ein wenig riskanter als Haarschnitte sind).
Dann würde dieser wahrscheinlich aufklären über:
Nichtgefallen bis Gespött
Entstellung durch Haarschnitt/Haarfarbe/Narben
Sozialer Abstieg
Unverträglichkeit bis schwere allergische Reaktion
Infektion bis Sepsis
Kopfhautverletzungen
Abschneiden der Ohren
Verlust der Augen
(vor allem bei
Männern verstanden) Verletzungen des Kehlkopfs und der Luftröhre
Tod durch eine oder mehrere der oben genannten
Komplikationen
Einer meiner Oberärzte „verschwendet“ weit weniger Zeit. Dieser macht
es wie folgt: „Wollen Sie den Eingriff? Dann unterschreiben Sie hier!“. Nachher
trägt er in das Freitextfeld ein: „oben
genannte Risiken“.
Ist froh, dass er ob seiner „knappen Haarpracht“ nie zum
Friseur muss,
Euer Anton Pulmonalis