DÄ plusBlogsVom Arztdasein in AmerikaSprachlicher Integrationszwang
Vom Arztdasein in Amerika

Vom Arztdasein in Amerika

Das Staatsexamen wurde 2007 abgelegt, und nicht nur die Frage der Fachrichtung, sondern auch die des Arbeitsortes musste beantwortet werden. Nachdem das Assistenzarztdasein in Frankreich und Deutschland ausprobiert wurde, ging es nach Minneapolis im Jahr 2009. Es schreibt Dr. Peter Niemann über seine Ausbildung zum Internisten (sowie der Zeit danach) und über die Alltäglichkeiten, aber auch Skurrilität eines Arztlebens in USA.

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Vom Arztdasein in Amerika

Sprachlicher Integrationszwang

Donnerstag, 22. März 2012

Ein ärztlicher Kollege hat 15 Jahre lang in Deutschland gelebt und einige Jahre dort als Arzt gearbeitet ehe er in seine US-Heimat zurückkehrte. Entsprechend spricht er fließend Deutsch, und wir unterhalten uns häufiger miteinander auf Deutsch

Ein interessantes Phänomen ergibt sich, wenn wir dieses in Anwesenheit nichtdeutschsprachiger Kollegen oder dem Pflegepersonal tun: Nach oft nur wenigen Sekunden werden wir unterbrochen und aufgefordert, englisch zu reden. „Wir sind in den USA“, wie kürzlich eine Kollegin es uns gegenüber lapidar begründete. Wenn wir dennoch weiter deutsch reden, ernten wir nicht nur böse Blicke, sondern werden meistens aufgefordert, das Arztzimmer zu verlassen bis wir unser „unhöfliches“ Verhalten beendet haben und wieder englisch reden, weil „alles andere inakzeptabel“ sei.

Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass es vielen deutschsprachigen Menschen hier ähnlich ergeht. Es geht manchmal so weit, dass wir deutsch nur noch im Flüsterton reden oder uns nur noch auf Englisch unterhalten, wenn wir von anderen überhört werden können. Wir wollen ja auch unseren Respekt vor dem Gastland kundtun. Weiterhin fällt mir auf, dass die überwältigende Mehrheit der Einwanderer in meiner Anwesenheit im Patientenzimmer dasselbe tut und manchmal sogar sehr gebrochen englisch dabei spricht.

Nun ein Experiment an meine Kollegen in Deutschland: Fordern Sie solch ein Verhalten von nichtdeutschsprechenden Menschen in deutschen Krankenhäusern ein! Macht das jemand? Traut man sich? Mir kommt die Mentalität in Deutschland eine andere vor: Man traut sich nicht solches einzufordern und begründet das dann vor sich selber damit, dass man höflich gegenüber dem anderen sei. Ein kleiner, aber feiner Unterschied in der Umgangsweise zwischen den beiden Ländern, der viel über uns aussagt.

LNS
Alle Blogs
Vom Arztdasein in Amerika
Vom Arztdasein in Amerika
Gesundheit
Gesundheit
Frau Doktor
Frau Doktor
Pflegers Schach med.
Pflegers Schach med.
Dr. werden ist nicht schwer...
Dr. werden ist nicht schwer...
Global Health
Global Health
Dr. McCoy
Dr. McCoy
Das lange Warten
Das lange Warten
Sea Watch 2
Sea Watch 2
PJane
PJane
Praxistest
Praxistest
Res medica, res publica
Res medica, res publica
Studierender Blick
Studierender Blick
Britain-Brain-Blog
Britain-Brain-Blog
Unterwegs
Unterwegs
Lesefrüchtchen
Lesefrüchtchen
Gratwanderung
Gratwanderung
Polarpsychiater
Polarpsychiater
praxisnah
praxisnah