Dr. McCoy
Traum in Magenta
Freitag, 18. Mai 2012
Wer schon mal mit Anbietern von Internet- oder
Telekommunikationsdienstleistungen zu tun hatte – und wer hatte das nicht – der
kann mitunter was erzählen. Irgendwie läuft es bisweilen dann doch gar nicht so
glatt und easy, wie es in den schönen Werbebroschüren oder von den freundlichen
Vertriebsmitarbeitern angekündigt wurde. Und wehe, man ist dann gerade richtig
drauf angewiesen, dass es klappt.
Aber gut – jetzt scheint die Telekom das Thema e-Health (wieder
einmal?) ganz groß aufziehen zu wollen. Zusammen mit Kooperationspartner SAP,
die ihren Einstieg in die Krankenhäuser zuerst über die kaufmännische Software
gemacht haben, hat man Mobilfunk plus Tablet-PC als Lösung aller Probleme der
Krankenhausärzte entdeckt. Diese stecken nämlich laut Axel Wehmeier, Leiter des
Konzerngeschäftsfelds „Gesundheit“ bei T-Systems, noch in der „vorindustriellen
Phase“.
Und da sich die Krankenhausärzte offenbar so sehr danach
sehnen, endlich wie in einem Industrieunternehmen
Gesundheit einfach nur noch zu „produzieren“, weiß SAP-Vertriebschef für
Healthcare, Bernhard Thibaut, auch was sie wollen: „Wir erleben, dass Mediziner
nach solchen Anwendungen regelrecht lechzen.“ Objekt der Begierde sind
neudeutsch „Apps“ für Tablet-PCs, mit denen wir es dann zukünftig ganz leicht
haben sollen, unsere Arbeit auf Station, im OP und in den Funktionsabteilungen
zu erledigen.
Und warum soll das so einfach sein? Weil die vorgenannten
Unternehmen ein Komplettangebot abliefern wollen. Alles aus einer Hand. Klingt
gut. Und meinetwegen – auch ich träume im Stationsalltag manchmal von der Bill
Gates Vision (aus dem Jahr 1994) „Information at your Fingertips“, wenn ich
wieder mal Informationen aus den unterschiedlichsten Kanälen zusammensammle.
Allein, so recht mag ich den Verheißungen des Vertriebschefs
nicht trauen. Denn in vielen Krankenhäusern ist die IT, mit der Ärzte heute arbeiten
müssen, alles andere als voll integriert. Die Welt dort gleicht oft eher einem
Zoo von Anwendungen unterschiedlichster Art, die jeden Tag aufs neue von einer
viel zu kleinen Schar von Zoo-Wärtern – sprich: der IT-Abteilung – mühsam
gebändigt werden. Ob das alles so einfach mal eben ausgetauscht werden kann?
Ich will’s kaum glauben.
Und dass bei den Benutzeroberflächen dann wirklich mal jemand
darauf achtet, dass den Ärzten – und
nicht etwa der Verwaltung – die Arbeit leichter
gemacht wird, das glaube ich sowieso erst , wenn ich’s gesehen und ausprobiert
habe.
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