Gesundheit
Kaffee ist gut für das Herz
Mittwoch, 27. Juni 2012
Kaffee steht allgemein im Ruf das Herz zu schädigen, ohne
dass es dafür sichere Belege gibt. Es mag sein, dass eine starke Tasse Kaffee
kurzfristig Blutdruck und Herzfrequenz ansteigen lassen. Doch dies ist sehr
viel stärker nach beim Sport der Fall, ohne dass Sport deshalb schädlich für
das Herz wäre. Entscheidend ist, ob der Konsum langfristig die Blutdruckwerte
verändert. Eine Auswertung der Nurses’ Health Studies fand hierfür keine
Hinweise, anders übrigens als für Cola und Süßgetränke, deren Konsum mit einer
häufigeren Diagnose der Hypertonie assoziiert war. Jetzt kommt eine
Meta-Analyse sogar zu dem Ergebnis, dass ein mäßiger Konsum vor der Entwicklung
einer chronischen Herzinsuffizienz schützen könnte.
Das Team um Murray Mittleman vom Beth Israel Deaconess
Medical Center hat die Ergebnisse aus fünf prospektiven Beobachtungsstudien aus
Schweden (vier) und Finnland (eine) zusammengefasst. Dort waren 140.220 Männer
und Frauen nach ihrem Kaffeekonsum gefragt worden, der dann mit dem späteren
Auftreten einer Herzinsuffizienz in Verbindung gesetzt wurde. Sie wurde in den
Folgejahren bei 6.522 Patienten diagnostiziert.
Das Ergebnis war eine J-Kurve, die
ihren tiefsten Punkt, sprich das niedrigste Risiko auf eine Herzinsuffizienz,
bei einem Konsum von 4 Tassen am Tag hatte. Hier beginnen bereits die
Schwierigkeiten, denn die Tassen in Skandinavien sind in der Regel nur halb so
groß wie in den USA und bei den hierzulande bevorzugten Bechern. Außerdem wurde
in der Studie nicht die Art der Zubereitung und seine „Stärke“ berücksichtigt,
noch gibt es Informationen darüber, wie hoch der Anteil der koffeinierten
Getränke war.
Damit ist unklar, wo die optimale Dosis für eine Prävention
der Herzinsuffizienzrisikos für Länder mit anderen Kaffeegewohnheiten liegt.
Die Bedeutung der Studie dürfte darin liegen, dass sie einen häufigen
kardiologischen Ratschlag infrage stellt, ohne allerdings den Kaffeekonsum
völlig freizugeben. Bedacht werden muss, dass es sich bei den Studien um
Beobachtungsstudien handelt, die keine therapeutische Beweiskraft für sich
beanspruchen können. Kaffeetrinker könnten aus anderen Gründen seltener an
einer Herzinsuffizienz erkranken, wie sie auch aus anderen Gründen (Zigaretten)
häufiger an Lungenkrebs sterben.
Bleibt die Frage nach der Ursache einer möglichen
kardioprotektiven Wirkung von Kaffee. Mittleman verweist hier auf andere
prospektive Studien, in denen der Kaffeekonsum mit einer niedrigen Rate eines
Typ-2-Diabetes mellitus assoziiert war. Der Typ-2-Diabetes mellitus ist eine
wichtige Ursache für Herzerkrankungen. Außerdem könnte Kaffee sich nach einer
Gewöhnung günstig auf den Blutdruck auswirken, vermutet Mittleman.
Spätestens
hier beginnt die Kaffeesatzleserei. Sie bleibt so lange möglich, wie ein
wissenschaftlicher Beleg über die langfristige Wirkung des Kaffeekonsums fehlt.
Eine solche randomisierte kontrollierte Studie wird es aber so schnell nicht
geben. Denn wer wäre schon bereit, das Los darüber entscheiden zu lassen, ob er
in den nächsten Jahren Kaffee trinken darf oder nicht.
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