Vom Arztdasein in Amerika
Ist Medicare ein Schneeballsystem?
Donnerstag, 26. Juli 2012
In den USA traut man sich
Dinge direkt und offen anzusprechen. Sowohl die staatsaffinen Demokraten als
auch die wirtschaftsliberalen Republikaner haben viele gute Argumente, und es
macht Spaß, ihre Debatten mitzuverfolgen. Im Rahmen einer – von den Demokraten
sehr gut geführten – Debatte fiel kürzlich das Argument, dass das staatliche
Gesundheitswesen Medicare, das eine Krankenversicherung für alle US-Bürger ab
dem 65. Lebensjahr darstellt und somit gewährleistet, dass beinahe jeder Mensch
im Seniorenalter in den USA staatlich krankenversichert ist, ein ökonomisches
Schneeballsystem sei: Jedes Jahr müsse aufgrund der Demografie ein immer größerer
finanzielle Aufwand gezahlt werden, um die versprochenen Gesundheitskosten den Nutznießern
gewährleisten zu können. In diesem Zusammenhang fielen Zahlen aus folgendem
Artikel: http://www.american.com/archive/2011/october/is-medicare-a-ponzi-scheme
Hieraus geht hervor, dass
für jeden eingezahlten Dollar jeder ältere US-Amerikaner etwa das Fünf- bis Sechsfache
in Form von Gesundheitsleistungen ausbezahlt bekommt. Kann
das wirklich sein? Das würde bei
einer eingezahlten Summe von knapp $100.000 einer ausbezahlten von $500.000 entsprechen, also 400% Rendite
im Laufe von 30 Jahren. Wie trägt sich solch ein
System? Wie lange noch?
Sollten diese Statistiken
wahr sein, dann kann ich gut nachvollziehen, warum die Republikaner panisch
werden beim Gedanken an einer Ausweitung der staatlichen Krankenversicherung.
Denn nur mit einer drastischen Steuererhöhung wird das in den USA möglich sein
– doch wer will schon mehr Steuern zahlen?
In Europa
brechen die Länderbudgets zusammen, und ein Land nach dem anderen schlüpft
unter den Eurorettungsschirm, aber auch in den USA sind die Finanzen nicht
gerade rosig.