Gesundheit
Wie Kaiserschnitt und Stillen die Darmflora beeinflussen
Dienstag, 12. Februar 2013
Genchips ermöglichen heute eine Inventur der Darmflora.
Natürlich kann niemand die Darmbakterien zählen. Doch anhand der ribosomalen
Gene, die von Spezies zu Spezies verschieden sind, lassen sich die Erreger den
einzelnen Bakterienfamilien zuordnen. Noch sind diese Mikrobiom-Analysen recht
aufwendig, was die Zahl der Teilnehmer in den Studien beschränkt, deren
Ergebnisse deshalb mit gewissen Fragezeichen zu versehen sind. Das gilt
sicherlich auch für die Ergebnisse, die das Team um Anita Kozyrskyj von der
Universität von Alberta in Edmonton vorstellt. Die Forscher untersuchten,
welchen Einfluss die Art der Entbindung und die Ernährung in den ersten
Lebensmonaten auf die Entwicklung der Darmflora haben.
Tatsächlich hatten Säuglinge, die per Kaiserschnitt
gewissermaßen keimfrei entbunden werden, im Alter von 4 Monate andere Bakterien
im Darm als Kinder, die durch den engen vaginalen Geburtskanal gepresst wurden.
Während der kurzen Passage geraten sie dort offenbar sehr intensiv mit
Bakterien in Berührung, die oral aufgenommen zu den ersten „Siedlern“ im Darm
werden.
Kozyrskyj kann zeigen, dass die Darmflora nach einer Sectio
auffällig wenig Escherichia–Shigella-Bakterien enthält, Bacteroides fehlten
vollständig. Ob dies ein Mangel ist, der die Anfälligkeit auf bestimmte
Erkrankungen erhöht, kann das Team (noch) nicht zeigen. Dazu müsste sie eine
größere Zahl von Säuglingen untersuchen und die Kinder über Jahre prospektiv nachbeobachten.
Dadurch ließen sich dann möglicherweise Assoziation zu
bestimmten Erkrankungen herstellen. Die Frage ist spannend, da einige
epidemiologische Untersuchungen Sectio-Geburten mit einer erhöhten Anfälligkeit
auf allergische und autoimmune Erkrankungen in Verbindung gebracht haben.
Unterschiede in den Mikrobiomen könnten hier einen Erklärungsansatz liefern.
Neben der Art der Entbindung hatte auch die Ernährung einen
Einfluss auf die Darmflora. Gestillte Kinder hatten eine geringere Bandbreite
an Darmkeimen. Bestimmte Familien wie Peptostreptococcaceae oder
Verrucomicrobiaceae überwogen, C. difficile dagegen war relativ selten. Nach
diesem Keim hatten die Forscher selektiv gesucht, da er in früheren
Untersuchungen die Entwicklung von Atopien gefördert hat.
Auch hier lautet die spannende Frage, ob die Ergebnisse
epidemiologischer Studien über die Auswirkungen des Stillens sich auf
Veränderungen in der Darmflora zurückführen lassen. Sollte dies so sein, wird
dies sicherlich Einfluss auf die Empfehlungen zur Ernährung in den ersten
Lebensmonaten haben. Sie könnte sich auch auf die Zusammensetzung der
Babynahrung auswirken. Am Ende stünde dann vielleicht die Spezialnahrung für
Kinder, die per Kaiserschnitt entbunden wurden.
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