Gesundheit
Shared Decision: Patientenmitsprache verlängert Klinikaufenthalt
Dienstag, 28. Mai 2013
Patienten sollen und wollen heute über ihre Krankheit
informiert werden, um die für sie richtige Therapie zu finden. Im Idealfall
fördert die partizipative Entscheidungsfindung (shared decision-making) nicht
nur die Zufriedenheit und Lebensqualität der Patienten. Durch die höhere
Motivation steigt auch die Therapieadhärenz und die Behandlungsgüte. Langfristig könnte dies sogar die Behandlungskosten senken. Bei chronischen Erkrankungen wie dem Typ 2-Diabetes mag dies der Fall sein. Es gibt aber auch andere Beispiele. Bei Krankenhausaufenthalten kann es kosteneffektiver sein, wenn der Patient zwar informiert wird, dieser dem Arzt aber letztlich die Entscheidung über die Therapie überlässt.
Der Ökonom und Gesundheitsforscher David Meltzer von der
Universität Chicago zeigt dies in einer Umfrage unter 20.000 Patienten, die an
der dortigen Klinik einen Fragebogen zu ihren Mitsprachewünschen beantwortet
hatten. Jeweils ein Drittel hatten der Aussage „Ich bevorzuge es, die
Entscheidungen zur medizinischen Behandlung dem Arzt zu überlassen“ voll
zugestimmt, im großen und Ganzen zugestimmt oder für sich abgelehnt.
Bei den
Ablehnern, die sich die volle Kontrolle über alle Therapieentscheidungen
vorbehielten, dauerte die Krankenhausbehandlung im Durchschnitt 0,26 Tage
länger, und es kam zu Mehrkosten von 865 US-Dollar pro Fall. Meltzer errechnet
für die gesamte USA Mehrkosten von jährlich 8,7 Milliarden US-Dollar. Das ist
zwar keine nationale Katastrophe. Auch in anderen Bereichen verzögern sich
bekanntlich Entscheidungen durch die Mitsprache der Betroffenen. Es wäre aber
wohl naiv anzunehmen, dass eine partizipative Entscheidungsfindung im
Gesundheitswesen immer zu einem zufriedenen Patienten mit einem optimalen
Therapieergebnis bei niedrigeren Behandlungskosten führt.
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