Britain-Brain-Blog
Königliche Examen I
Mittwoch, 26. Juni 2013
Statt nach fünf Jahren Weiterbildung eine Facharztprüfung
wie in Deutschland zu machen, wird hier in England regelmäßig geprüft. Das
„Royal College of Psychiatrists“ (entsprechend der Deutschen Gesellschaft für
Psychiatrie und Psychotherapie) lässt die Voll-Mitgliedschaft überhaupt erst
zu, wenn der Trainee (= Weiterbildungsassistent) alle vier „Royal College
Exams“ bestanden hat. Übrigens eine Besonderheit, dass die englische
Fachgesellschaft diese Examen selber durchführt und eben nicht wie in
Deutschland die einzelnen Ärztekammern.
Diese vier Examen, von denen drei
schriftlich sind und eines praktisch ist, haben übrigens ihren Preis und
spülen, so nehme ich an, gutes Geld in die Kasse der Fachgesellschaft. Als ich
neulich an einem der Examen teilnahm zahlte ich fast 400 Euro dafür. Hinzu
kamen diverse Kosten für Vorbereitungsmaterialien. Da überlegt man sich schon
genau, ob man vorher genug Zeit fürs Lernen hat. Der Aufwand ist tatsächlich
sehr groß mit je knapp drei Stunden Prüfungszeit und gut 200 recht
anspruchsvollen „Multiple Choice“ Fragen.
Jedes Examen widmet sich bestimmten
Bereichen, wie unter anderem Psychopathologie, Psychopharmakologie, Neurologie,
Epidemiologie, Statistik und so weiter. Die Durchfallquoten sind relativ hoch,
zum Teil um die 50 Prozent. Dementsprechend gespannt ist dann die Atmosphäre in einer
großen Turnhalle mit mehr als hundert Psychiatern, die an kleinen Tischen über
Fragenkatalogen brüten. Ein bisschen fühlte sich das so an wie beim
Staatsexamen Medizin.
Und durchzufallen ist genauso unangenehm. Dafür fühlt es
sich wahrscheinlich, noch habe ich diese Erfahrung ja nicht, umso bedeutender
an, nach Bestehen aller vier „königlichen“ Examen volles Mitglied im „Royal
College“ zu werden.
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