Das lange Warten
Probleme in der Dialyse
Freitag, 19. Juli 2013
„Wirklich
Katastrophales“ ist Paul Behrend in den sieben Jahren seiner Dialyse nicht
passiert. Dennoch gibt es immer wieder mal unangenehme Zwischenfälle. So
erinnert er sich an mehrere Stichverletzungen. „Das sind sehr schmerzhafte Erlebnisse. Sie passieren, wenn der Pfleger beim Punktieren daneben oder zu weit sticht.“ Es gebe Pfleger, die gut punktierten. „Andere können es nicht besonders gut. Da muss man dann irgendwann mal mutig sein und freundlich darum bitten, von diesem Pfleger nicht mehr punktiert zu werden.“
Man könne
sich aber auch selbst verletzen, berichtet Behrend. In der Anfangszeit seiner
Dialyse habe er einmal seinen Laptop mitgenommen und „munter angefangen, mit
zehn Fingern zu schreiben. Das fand ich ganz toll, bis ich nach etwa zehn
Minuten einen furchtbaren Schmerz im Arm verspürte. Da hatte ich mir dann die
Nadel durchgestochen, die auf der anderen Seite des Armes wieder herauskam.“
Die Pflegerin habe ihn daraufhin erst mal „kurz zusammengestaucht und erklärt,
dass er mit dem linken Arm am besten gar nichts machen soll“. Zweimal habe er
sich auch die Nadel durchgestochen, weil er es beim Schlafen gewohnt sei, den
Arm zu knicken und unter den Kopf zu legen. Das sei aber in den letzten Jahren
nicht mehr vorgekommen.
Ein größeres
Problem seien für ihn persönlich häufigere Blutdruckabfälle. „Man kann sich ja
vorstellen, dass es einen Blutdruckabfall gibt, wenn dem Körper zwei bis drei
Liter Flüssigkeit entzogen werden. Voraussetzung für eine gute Verträglichkeit
der Dialysebehandlung ist außerdem das richtige Soll- oder Trockengewicht. Wenn
man versucht, dem Blutkreislauf Wasser zu entziehen, obwohl sich im Körper kein
überschüssiges Wasser befindet, kommt es nämlich unweigerlich zum Abfall des
Blutdrucks.
„Wenn ich etwas zugenommen habe, versucht man bei der Dialyse, dies
wieder herauszudialysieren. Das geht natürlich nicht, weil mir dann Flüssigkeit
entzogen wird, die mir nicht entzogen werden sollte, was wiederum zu
erheblichen Blutdruckproblemen führt.“ Deshalb müsse sein Gewicht immer
sorgfältig kontrolliert und „leider auch immer wieder nach oben angepasst
werden“, erläutert Behrend.
Ein weiteres
Problem sei der „teilweise erhebliche Muskelabbau“, unter dem er zu leiden
habe. Dazu sei es gekommen, weil er sich zu wenig bewege. „Ich sitze bei der
Arbeit, und ich sitze oder liege 25 Stunden die Woche bei der Dialyse. Da
bleibt nicht mehr viel Zeit zum Radfahren oder einem anderen Ausdauertraining.“
Außerdem habe er inzwischen gelernt, dass die Eiweißbilanz stimmen müsse,
ergänzt er.
„Man muss viel Fleisch essen, aber eben gutes Fleisch, bei dem der Phosphorgehalt
nicht zu hoch ist.“ Das habe er am Anfang der Dialyse „nicht so richtig
gemacht“, mit dem Ergebnis, dass er „Streichholzbeinchen“ bekam. Gleichzeitig habe aber das viszerale Fett zugenommen, „bis ich irgendwann festgestellt habe, dass ich nicht mehr richtig mithalten konnte beim Spazierengehen, weil mir bereits nach 200 Metern die Beine schrecklich schmerzten. Da haben wir jetzt seit zwei Jahren heftig gegengearbeitet“. Das heißt, dass Behrend, wenn er Zeit hat, die „Muckibude“ besucht. Dennoch sei seine Kondition nicht optimal. Behrend hofft, „dass das mit einer Transplantation besser wird“.
Manchmal
leide er auch an einer Lumbago, was „gerade bei der Dialyse extrem unangenehm
ist“. Es sei von den fürsorglichen Pflegerinnen aber regelmäßig mit
Kirschkernkissen ausgepolstert worden. Was das Schlafen oft schwierig mache,
sei das Restless-Legs-Syndrom, unter dem Behrend ebenfalls leidet. „An schlimmen
Tagen kann ich dann abends nicht einschlafen, weil die Füße nicht stillhalten.
Dann liege ich erst mal drei Stunden da, bis ich zur Ruhe komme.“ Und nicht
zuletzt macht Behrend eine Polyneuropathie zu schaffen, was bei
Dialysepatienten keine Seltenheit sei. „Ich habe 24 Stunden am Tag
Taubheitsgefühle, oft in Verbindung mit brennenden Fußsohlen.“ Seine
Nephrologin habe ihm aber Hoffnung gemacht, dass dies sich ebenfalls nach einer
Transplantation bessern würde.
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