Gesundheit
Eine Schwangerschaft dauert 280 Tage – oder?
Freitag, 9. August 2013
Jeder Gynäkologe weiß, dass
eine Schwangerschaft beim Menschen 280 Tage dauert, jeder Gynäkologe weiß
natürlich auch, dass dies nicht stimmt. Denn die Berechnungen beruhen auf der
Angabe der Schwangeren zur letzten Periode und selbst wenn diese stimmen
sollten, ist sie niemals der Beginn der Schwangerschaft. Bis zur Ovulation
vergehen im Mittel 14 Tage, manchmal mehr und manchmal weniger (wie Frauen, die
an der natürlichen Empfängnismethode verzweifelt sind, wissen).
Genau lässt sich der
Zeitpunkt der Ovulation nur durch einen täglichen Ultraschall bestimmen (was zu
umständlich wäre) oder mittels täglicher Hormonbestimmungen. Das Team um Anne
Marie Jukic vom National Institute of Environmental Health Sciences in
Durham/North Carolina entschied sich für den letzteren Weg.
Sie konnte dabei
auf die archivierten Urinproben von 125 Frauen mit Kinderwunsch zurückgreifen,
die in den Jahren 1982 bis 1985 im Rahmen einer Studie seit der Beendigung
kontrazeptiver Maßnahmen täglich ihren Morgenurin abgegeben hatten. Die
Ovulation konnten die Forscher anhand des plötzlichen Abfalls im Quotienten aus
Östrogen zu Progesteron klar erkennen. Ein Anstieg im hCG (Humanes
Choriongonadotropin), der üblicherweise bei den Schwangerschaftstests
eingesetzt wird, zeigte die Implantation des Embryos in der Uterusschleimhaut
an.
Nach den jetzt vorgestellten
Ergebnissen beträgt die Schwangerschaftsdauer median 268 Tage (38 Wochen und 2
Tage) – was plus 14 Tage zwischen Menstruation und Ovulation ungefähr den Wert
von 280 Tagen ergibt. Die Dauer der Schwangerschaft unterliegt jedoch starken Schwankungen.
Die Bandbreite reichte von 208 Tagen (29 Wochen und 5 Tage) bis zu 281 Tagen
(40 Wochen und 4 Tage), wobei sechs Schwangere wegen einer offensichtlichen
Frühgeburt und vier wegen einer Übertragung aus der Berechnung herausgenommen
wurden.
Am längsten dauerte die
Schwangerschaft bei den Embryonen, denen es erst spät gelang, sich in der
Uterusschleimhaut einzunisten. Wenn es in der Schwangerschaft erst spät zu
einem Anstieg des Progesteronspiegels kam, war die Schwangerschaft dagegen
verkürzt. Auch das Alter der Schwangeren beeinflusst die Schwangerschaftsdauer:
Pro Lebensjahr dauerte sie ungefähr einen Tag länger. Das Gewicht der
Schwangeren bei der Geburt war ebenfalls ein Einflussfaktor: Pro 100 Gramm mehr
bei der Geburt dauert die Schwangerschaft einen Tag länger, wobei die Körpergröße
keine Rolle spielte. Auch die Dauer früherer oder späterer Schwangerschaften
spielte eine gewisse Rolle. Jede Woche Gestationszeit verlängerte die aktuelle
Schwangerschaft zum 2,5 Tage.
Das eigentlich Überraschende
an der Studie war jedoch, dass sie die erste zu dieser Frage gewesen sein soll.
Jukic schreibt, dass ihr keine andere Untersuchung bekannt sei, in der mittels
täglicher Hormonanalysen die Dauer der Schwangerschaft bestimmt wurde. Die letzten Studien seien 40 bis 60 Jahre alt. Damals wurde noch der Anstieg der Basaltemperatur bei der Ovulation zur Bestimmung des Schwangerschaftsbeginns verwendet, was - aus unklaren Gründen – zu einer Verkürzung um 0 bis 4 Tage geführt hat.
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