Gesundheit
NeuroRacer: Computerspiel gegen den kognitiven Abbau im Alter
Dienstag, 10. September 2013
Computerspiele stehen im Ruf, die zumeist jungendlichen
Anwender zu verdummen. Dabei fordern viele Spiele ein hohes Maß an
Aufmerksamkeit und Reaktionsgeschwindigkeit. Häufig müssen die Spieler mehrere
Aktionen gleichzeitig durchführen. Genau diese Eigenschaften lassen im Alter
nach, was ein Grund dafür sein mag, warum ältere Menschen selten am Computer
spielen. Dabei könnten viele Computerspiele das Gehirn älterer Menschen sinnvoll
trainieren, meint der Neurowissenschaftler Adam Gazzaley von der Universität
von Kalifornien in San Francisco.
Gazzaley hatte die Idee für das Rennspiel NeuroRacer, das
professionelle Spieleentwickler gezielt für ältere Menschen entwickelt haben.
Bei dem Spiel müssen die Senioren ein Auto auf einer kurvigen Strecke
manövrieren, während ihnen gleichzeitig unterschiedliche Symbole in einem
Fenster des Bildschirms angeboten werden. Ihre Aufgabe besteht darin, bestimmte
Symbole wegzuklicken, ohne dabei die Kontrolle über dass virtuelle Fahrzeug zu
verlieren. Das fällt Menschen mit zunehmendem Alter schwerer. Während die
zusätzliche Aufgabe bei jungen Menschen in den 20ern die Performance im
Rennspiel nur um 26 Prozent senkt, kam es bei Senioren in den 60 bis 80ern zu
einem Abfall um 64 Prozent.
Doch das Gehirn lässt sich auch im hohen Alter trainieren.
Schon nach einem Monat Training – drei Mal die Woche je eine Stunde –
erreichten die Senioren im NeuroRacer die gleichen Ergebnisse wie junge
Erwachsene in den 20ern, die das Spiel zum ersten Mal versuchen. Diese
Verbesserungen waren auch im EEG nachweisbar. Im Bereich des Frontalhirns kam
es zu einer Steigerung des Theta-Mittellinienrhythmus und der Theta-Kohärenz,
die Elektrophysiologen als Zeichen einer gesteigerten Aufmerksamkeit deuten.
Auch außerhalb der virtuellen Umgebung des Spiels hatte sich die Aufmerksamkeit
der Senioren verbessert, wie Gazzaley mit dem TOVA-Test (Test of Variables of
Attention) zeigen konnte, der auch bei Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
eingesetzt wird.
Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass NeuroRacer oder
andere Varianten demnächst kommerziell angeboten werden. Gazzaley hat
NeuroRacer (oder Teile davon) zum Patent angemeldet und mit Kollegen eine
kleine Firma, Akili Interactive Labs in Boston, gegründet. Ob die Rennspiele
für Senioren Anklang finden, wird sich zeigen. Im Fall eines wirtschaftlichen
Erfolgs dürften die großen Spielehersteller schnell auf den Zug aufspringen. Denn das Spiel unterscheidet sich nicht wesentlich von bereits angebotenen Spielen, nur dass deren Nutzen für die kognitiven Leistungen von Senioren
bisher nicht untersucht wurde.
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