Vom Arztdasein in Amerika
Mayo Clinic – Das System
Dienstag, 15. Oktober 2013
Seit Oktober arbeite ich
auf Teilzeitbasis in einem der vielen Krankenhäuser des Mayo-Kiniken. Es ist
eine befristete Arbeitsstelle. Ende des Jahres muss ich neu verhandeln, ob ich
auch 2014 weiterhin in dieser Stellung arbeiten möchte. Mein Arbeitgeber hat
mir schon zu verstehen gegeben, dass er das gerne sähe – die Entscheidung
scheint primär also bei mir zu liegen.
Mein neues Krankenhaus liegt
mitten in der unendlich scheinenden Prärielandschaft des Mittleren Westens in
einer dieser vielen dort ubiquitär verstreuten Kleinstädte. Das Krankenhaus ist für die Grundversorgung zuständig und führt die
schwerkranken und schwierigen Patientenfälle dem Hauptkrankenhaus des Mayo-Klinikverbundsystems
zu. Dieses System erstreckt sich
netzwerkartig über die drei Bundesstaaten Minnesota, Wisconsin und Iowa (http://mayoclinichealthsystem.org/). Das Hauptkrankenhaus ist dabei die eigentliche
Mayo-Klinik, das „Saint Mary’s Krankenhaus”, und liegt in der Kleinstadt
Rochester in Minnesota.
Historisch gesehen entstand dabei die
Mayo-Klinik aus der Arztpraxis des William Worrall Mayo, der mit seinen Söhnen
William James und Charles Horace Mayo Ende des 19. Jahrhunderts diese Praxis immer mehr erweiterte
bis es eben eine Klinik, die Mayo-Klinik wurde (http://www.mayoclinic.com/). Mittlerweile hat das
Mayo-Klinikverbundsystem mehr als 55.000 Mitarbeiter und diverse Krankenhäuser
nicht nur im Mittleren Western, sondern auch in Bundesstaaten wie Florida oder
Arizona, sowie viele Kooperationen weltweit.
Was mir sofort am ersten
Tag auffiel ist die Tatsache, dass Leitlinien allgegenwärtig sind, die Gebäude und Logistik im höchsten
Zustand und Wert auf Qualität und nicht auf Quantität gelegt wird. Aber das
verwundert auch nicht, denn die juristische Rechtsform des Mayo-Kliniksystems
ist die einer Non-Profit-Organisation. Sie hat einen exzellenten Ruf zu
verlieren, wenn die Patientenversorgung nur einen einzigen Millimeter unterhalb
eines Spitzenniveaus liegt.
Das zeigt schon darin, dass
ich statt der in Florida üblichen 25 bis 35 Patienten täglich eben nur 10 bis
14 Patienten visitiere – dafür die meisten zweimal am Tag, jedes Mal gemeinsam
mit der Krankenschwester, jedes Detail genau beachtend. Ich spreche mit den konsultierenden Ärzten direkt, beziehe in den meisten Fällen die Familien mit ein und rufe in manchen Fällen einige der Spezialisten direkt im Hauptkrankenhaus in Rochester an. Es ist ein groβer Unterschied zur vorherigen Arbeitsstelle.
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