Britain-Brain-Blog
Kleiderkammer versus Waschmaschine
Montag, 18. November 2013
Eine Badelatsche Größe 34 am rechten Fuß, der linke Fuß
nackt, aber dafür ein Gummistiefel in geschätzt Herrengröße 46 in der linken
Hand – so kam eine mir unvergessliche Patientin einmal in Polizeibegleitung in
die Psychiatrie. Sie hatte in einem Messie-Haushalt gelebt. Die Kleider standen
vor Schmutz, und die langen Haare waren komplett verfilzt. So waren erst
Nachbarn und dann Gesundheitsamt auf sie aufmerksam geworden, was letztlich zu
ihrer Einweisung geführt hatte.
Manchmal gibt es niemanden, der dann frische, saubere
Kleidung und passende Schuhe vorbei bringt. In einem somatischen Krankenhaus
werden solche Patienten üblicherweise nach einem Bad in das berühmte „Flügelhemdchen“
gesteckt. In einer psychiatrischen Abteilung ist das allerdings keine Lösung,
schließlich wollen und sollen unsere Patienten selten im Bett bleiben.
In dem
deutschen psychiatrischen Krankenhaus, in dem ich zuletzt gearbeitet habe, gab es
für solche Fälle eine Kleiderkammer. Sehr praktisch konnte hier auf
Kleiderspenden zurückgegriffen werden, die nette Leute aus der Gegend immer
wieder mal vorbei brachten. Was allerdings, wenn jemand einen neuen Satz
Kleidung bekommt, aber niemand kommt der diesen wäscht? Dann musste immer
wieder neue Kleidung über die Kleiderkammer herbeigeschafft werden.
In meinem Krankenhaus in England gibt es so eine Art orangen
Zweiteiler statt Flügelhemd, der mich stark an Sträflingskleidung erinnert. Dafür
gibt es aber auch eine Waschmaschine, so dass kaum mit Kleiderspenden, sondern
eben diesem orangen Zweiteiler als Pyjama, bzw. eigener Kleidung der Patienten
gearbeitet werden kann. Viel praktischer, wie ich finde, da sich keine
Dreckwäsche stapelt und es für die Patienten angenehmer ist ihre eigenen Sachen
zu tragen. Allerdings auch aufwendig… irgendjemand (meist Reinigungskraft oder
Support Worker) muss ja waschen.
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